Am 19. Juli, ein Freitagmorgen, klingelte mein Wecker vierzig Minuten früher als sonst. Dennoch startete ich frohgemut in den Tag, denn schließlich war ich eingeladen, den 70. Geburtstag des Marketing Club Stuttgart-Heilbronn bei einem spannenden Innovationsfestival zu feiern. Nach vielen Monaten ehrenamtlicher Planung, Interviews mit und Texten zu den verschiedenen Referierenden war ich sehr neugierig darauf, die vielen Ideen des Veranstaltungsteams endlich live zu erleben.
Bereits seit Beginn meines Traineeships bei Sympra bin ich zusammen mit Veronika Höber im Team für das Marketing-Netzwerk aktiv. Immer wieder unterstützen wir den regionalen Club bei seinen Social-Media-Auftritten, Blogbeiträgen oder Magazinartikeln. Seit ungefähr einem Jahr erlebte ich also, wie das Innovationsfestival Realität wurde: Getreu dem Motto „Experience the Future“ war der Leitgedanke von Anfang an, eine staubfreie Jubiläumsfeier zu veranstalten, die sich Zukunftsthemen widmet und mit mehreren Bühnen sowie einem abwechslungsreichen Programm echten Festivalcharakter bietet. Von Anfang an war klar: Die beste Location, um das Thema „Innovationen“ anschaulich und erlebbar zu machen, ist das Areal des urbanharbor in der Ludwigsburger Weststadt.
Als gebürtige Ludwigsburgerin weiß ich, dass Transformation in diesem „städtischen Hafen für Innovationen“ seit vielen Jahren gelebt wird. 1982 begann Unternehmer Max Maier Senior, das ehemalige Industrieareal neu zu entwickeln und alte Industriehallen in moderne Arbeitsräume sowie Gastronomie- und Eventlocations umzugestalten. Start-ups, Kreative, Gastronomen und Weltkonzerne sind mittlerweile auf dem Stadtquartier ansässig. Mit Max und Madlen Maier integriert und fördert die nächste Generation hier nachhaltige Energiekonzepte, neue Technologien und sektorübergreifende Kollaborationen.
Umso passender, dass am 19. Juli zentrale Innovationstreiber wie Unternehmenskulturen im Wandel, neue Technologien und nachhaltige Wirtschaftspraktiken in den Fokus rückten. Ein gelungener Startschuss dafür war die Keynote „Ist das Zukunft, oder kann das weg?“ von Prof. Dr. Maximilian Lude, der Innovation und Transformation erforscht und ein „Bureau für Zukunftsangelegenheiten“ leitet. Er sprach unter anderem über KI und OI, dass wir die „Fehlerkultur“ am besten abschaffen und durch eine Lernkultur ersetzen sollten, und warum wir nicht mit einer Zukunft, sondern im Hinblick auf unterschiedliche Zukünfte planen sollten. Das alles hat ganz viel mit Innovationsschöpfung und Umdenken zu tun. Was zu Beispielen führen kann wie bei Fujifilm, die 2006 eine Hautpflege-Marke gründeten. Denn die wachsende Beliebtheit der digitalen Fotografie grub dem analogen Film zwar das Wasser ab – dieser hatte sie aber über die Jahrzehnte zu Experten in Sachen Kollagen gemacht.
Spannende Pitches rundeten den Vormittag ab: Wertvoller Input kam von Madlen Maier, die das familiengeführte B2B-Unternehmen Rieber und seinen Weg zum Innovationstreiber vorstellte, Robin Jörg, der sein Start-up urbanfarmup seit Kurzem in den ehemaligen Luftschutzbunkern des Ludwigsburger Areals weiterentwickelt und Jürgen Hermann, CEO der Traditionsmarke Mövenpick, dessen Führung einen neuen Markenauftritt einleitete. Bevor es zu den verschiedenen Besichtigungs-Stationen auf dem 200.000 m2 großen Gelände ging, gab Max Maier Junior einen kurzen Überblick aus seiner Insider-Perspektive, wie die Transformation des Stadtquartiers Schritt für Schritt gelungen ist.
Am Nachmittag hatten wir die Gelegenheit, hinter die Kulissen einiger auf dem urbanharbor ansässigen Weltkonzerne und Start-ups zu schauen – Veronika und ich haben Porsches Lifestyle Group und Charging Lab, den Start-up-Inkubator Bosch grow und die Vertical Farm von Robin Jörg besucht. Für mich war es spannend, die großen und kleinen Marken im offenen Austausch vor Ort zu erleben, vor allem, da ich das Areal bisher immer nur von außen gesehen hatte.
Ebenso aufgeschlossen war der Fireside-Chat zum Umgang mit der Unternehmenskultur im Kontext von Transformation zwischen Prof. Dr. Lude, Kerstin Köder von SAP und Hendric Mostert, der von seinen Erfahrungen bei der Deutschen Bahn berichtete. Können anonyme Mitarbeitenden-Befragungen Katalysator sein für einen produktiven Wandel? Wie gehen Führungskräfte wirkungsvoll auf Feedback ein und warum sollten Unternehmen sicherstellen, dass Change-Prozesse von den Arbeitnehmenden ausgehen und getragen werden können? Die unterschiedlichen Einblicke in die jeweils unternehmensinternen Entwicklungen fand ich sehr spannend, und auch, dass sich alle einig waren beim Fazit: Im Mittelpunkt jeder Transformation muss der Mensch stehen.
Ein sommerliches BBQ und der Auftritt der All-Star-Band „Soul Diamonds“ rundeten den Tag gelungen ab – denn schließlich darf auf keinem Festival die Musik fehlen oder der Community-Gedanke zu kurz kommen. Auch ich hatte die Gelegenheit, viele neue Kontakte zu knüpfen. Nicht zuletzt dadurch, dass ich während der Veranstaltung unterwegs war, um O-Töne aus dem Publikum und von unseren Speakerinnen und Speakern einzufangen. Was alle neben guter Laune und frischen Ideen mitgenommen haben: Lust, die Zukünfte zu gestalten.
*Copyright Fotos: Max Kullmann.
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