Was hat KI mit Hundeerziehung zu tun?

„Künstliche Intelligenz (KI) wird schlauer als der Mensch.“ „KI nimmt uns die Arbeit weg!“ „Die Macht der KI über Leben und Tod steigt.“

So oder so ähnlich lauten viele Schlagzeilen, die der alten Journalistenregel folgen „bad news are good news“. Schlechte Nachrichten und Katastrophen verkaufen sich nun mal besser, doch solche Schlagzeilen schüren auch Ängste. Hinzu kommt das Fachchinesisch, das im Zusammenhang mit KI gerne und viel verwendet wird. Data Mining, Machine Learning, Advanced Analytics – um nur einige Begriffe zu nennen – sind für IT-Spezialisten und KI-Experten klar definierte Fachbegriffe. Doch in der Kommunikation mit einer breiten Öffentlichkeit sind diese Schlagworte ungeeignet. Die unverständlichen Buzzwords verstärken die Skepsis, mit der viele Menschen hierzulande der neuen Technologie gegenüberstehen. Dabei ist mehr als die Hälfte aller Bundesbürger laut einer Bitkom-Umfrage überzeugt, dass KI die Welt so grundlegend verändern wird, wie einst die Erfindung des Verbrennungsmotors oder die Elektrifizierung. Die Frage ist nur: Wie macht KI das?

Wie lässt sich KI verständlich erklären?

Es macht keinen Sinn mehr, darüber zu streiten, ob sich die technische Veränderung noch aufhalten lässt. Dafür ist KI mittlerweile in zu vielen Bereichen des Alltages angekommen. Statt in Schockstarre zu verfallen wie das Kaninchen vor der Schlange, ist es für unsere Gesellschaft wichtig, intensiv darüber zu reden, wie wir die Regeln im Umgang mit KI und den erforderlichen Lernprozess für alle gestalten. Dafür plädierte Prof. Dr. Joachim Fetzer, der u. a. Vorstandsmitglied im „Deutschen Netzwerk Wirtschaftsethik“ ist, den ich bei seinem Vortrag „Künstliche Intelligenz – unsere Verantwortung heute und in der Zukunft“ im Waldenbucher Schloss hörte. Der erste Schritt in der Diskussion ist, KI für jeden nachvollziehbar zu erklären. Fetzer, der die digitale Transformation mit Fokus auf wirtschaftlich-ethische Themen betrachtet, gelang das mit einfachen Beispielen aus dem Alltag: der Rechenmaschine und der Hundeerziehung.

KI versteht Sprache, Bilder und Daten

KI ist grundsätzlich nichts anderes als ein weiteres Werkzeug, das uns die Arbeit erleichtert. Es funktioniert auf den ersten Blick ähnlich wie eine Rechenmaschine, die Buchhalter benutzen. Über die Tastatur werden Zahlen und mathematische Zeichen eingetippt, automatisch berechnet die Maschine das Ergebnis und druckt das Ergebnis auf Papier aus. Das Prinzip ist bei KI dasselbe, nur eben viel komplexer. Denn KI versteht Sprache, erkennt Bilder, kann digitale wie sensorische Daten verarbeiten und in ebenso vielfältiger Form als Ergebnis ausgeben.

Der Nutzen ist interessant

Jeder IT-Fachmann weiß, wie die Rechenmaschine zur Lösung kommt. Für den Nutzer kann der Ablauf im Inneren ruhig eine Blackbox bleiben. Für ihn zählt, dass er sich das Hirnschmalz fürs Rechnen spart und auf das richtige Resultat vertrauen darf. Analog ist das auch bei der KI. Für Experten ist es spannend, welche Methoden neue KI-Lösungen bei Data Mining, Machine Learning oder Advanced Analytics verwenden. Die Anwender wollen hingegen wissen, wie KI ihnen nutzt. Das kann die grammatikalisch richtige Übersetzung eines Textes in eine andere Sprache sein oder der genaue Zeitpunkt, an dem eine vorbeugende Wartung einen Maschinenstillstand verhindert.

KI lernt durch Feedback

Bis zu diesem Punkt lässt sich KI analog der altbekannten Technik, der Rechenmaschine, erklären. Doch eine entscheidende Neuerung kommt hinzu: die Feedbackschleife. KI wird nicht mehr programmiert, sondern trainiert. Und die Algorithmen werden intelligent, da sie permanent weitertrainieren. So lernt die Übersetzungssoftware durch die Rückmeldung, dass sie ein Wort fehlerhaft übersetzt hat. Genau an dieser Stelle kam bei manchem wieder das mulmige Gefühl auf, das auch marktschreierische Schlagzeilen hervorrufen: Wird die KI schlauer als wir Menschen und bestimmt dann über uns?

Wer ist am Ende verantwortlich?

Prof. Dr. Fetzer entkräftete auch diese Befürchtung mit einem anschaulichen Beispiel, indem er KI mit einem Hund verglich. Nach welchen Regeln das Tier erzogen und welches Verhalten ihm antrainiert wird, das bestimmt der Besitzer. Der Hund lernt, ist in diesem Prozess – wie die KI – äußeren Einflüssen und Rückmeldungen ausgesetzt, auf die er sein Verhalten wiederrum anpasst. Wenn der Hund dann beißt, stellen wir nicht das Tier vor Gericht, sondern den Halter, denn er trägt die Verantwortung. Übertragen auf die KI bedeutet das: Es sind Menschen bzw. Unternehmen, die die Entscheidung treffen, Algorithmen einzusetzen bzw. sie zu benutzen. Wie wir die damit verbundene Verantwortung regeln, darüber müssen wir aus Sicht des Wirtschaftsethikers gemeinsam diskutieren. Und das wird nur gelingen, wenn wir KI für alle verständlich erklären.

 

Über die Verfasserin

Rebecca Weiand-Schütt ist Senior Consultant bei Sympra. Die PR-Referentin und Wirtschaftswissenschaftlerin betreut Unternehmen in allen Bereichen der B2B-Kommunikation und hat sich zur Digital Transformation Managerin fortgebildet.

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