Warum dauert das eigentlich alles so lange?!

Über die heimlichen Held:innen der Energiewende

Das mit der Energiewende ist eine ganz schön zähe Sache. Dabei könnte doch eigentlich alles so schön sein! Wir retten das Klima, fahren mit E-Autos durch eine volldigitale Welt und müssen dazu doch nur unser Energiesystem auf regenerative Quellen umstellen. Technische Ideen dazu gibt es zuhauf – Wasserstoff als Energieträger, Brennstoffzellenantriebe, E-Autos, der Ausbau des ÖPNV, die Umstellung auf klimaneutrale Was-weiß-denn-ich-alles – also: Warum dauert das eigentlich alles so lange?! Diese Frage höre ich aktuell immer öfter. Nun haben wir uns doch schon für den Atomausstieg entschieden (und diskutieren sogar schon wieder einen möglichen Einstieg), kämpfen für Nachhaltigkeit an allen Fronten und finden irgendwie alle Digitalisierung und Elektromobilität toll. Und dennoch sieht man auf den ersten Blick so wenig Veränderung.

Haaalt! Stopp! Da haben wir ihn, den Knackpunkt: der erste Blick. Ja, auch mir geht es manchmal nicht schnell genug, aber eines kann ich aus meiner alltäglichen Erfahrung versichern: Es geht an ganz vielen Stellen ganz viel! Allerdings sind es eben wie immer die kleinen Details und Schritte, die gemacht werden müssen, bevor das große Ganze am Ende sichtbar wird. Auf den zweiten Blick passiert im Moment nämlich um mich herum so unglaublich viel, dass mir manchmal fast schwindelig wird, wenn ich darüber nachdenke. Allein wenn wir unsere Kunden und ihre Themen bei Sympra betrachten, stelle ich fest, dass wir seit zwei oder drei Jahren das Thema Nachhaltigkeit und Energiewende in unglaublich vielen Facetten beleuchten.

Da gibt es einen Hersteller von Li-Ion-Batteriesystemen in Baden-Württemberg, von dem nur wenige wissen, aber dessen Batteriesysteme seit einigen Jahren erfolgreich riesige Schiffe auf der Nordsee und im Mittelmeer antreiben (Leclanché). Ja, das geht!

Da machen sich Menschen Gedanken über Verriegelungsbolzen von Ladesteckern für E-Autos (braucht man halt auch für die Energiewende) und zugleich über das ganz große Ganze, nämlich wie wir die Brennstoffzellentechnologie und den Wandel zur wasserstoffbasierten Energiewirtschaft schnell und kooperativ vorantreiben. Und zwar auf allen Ebenen, von der Herstellung über den Transport und die Lagerung, bis hin zur unterschiedlichen Nutzung in der Industrie, in Gebäuden oder im Bereich der Mobilität (Marquardt).

Andere arbeiten an technischen Lösungen für die Energieinfrastruktur von Hochspannungs-Erdkabelnetzen und achten dabei auch sehr auf nachhaltige interne Prozesse bei der Produktion, sowohl im Umgang mit den Menschen, als auch mit der Umwelt. Da wird getüftelt, Material und Energie eingespart, Schmieröl und Prozesswärme zurückgewonnen und zugleich werden technische Lösungen hervorgebracht, ohne die in unserer schönen digitalen Welt längst die Lichter aus wären (PFISTERER).

Wieder andere entwickeln Lösungen zur Stabilisierung unseres Energienetzes, um regenerative Quellen dauerhaft einsetzen zu können, und denken dabei den verpackungsfreien Transport der Energiespeicher bis hin zum Rückbau und Recycling der Batterien am Ende ihres Lebenszyklus‘ gleich mit (auch Leclanché). Sie entwickeln regenerative thermische Oxidationsanlagen für Industrieabgase, die die in den Abgasen enthaltene Energie nutzen und dadurch nahezu autotherm, also ohne zusätzliche Brennstoffe betrieben werden können (DÜRR), sie fördern Start-ups, die sich mit ganz unterschiedlichen Ansätzen dem Thema Nachhaltigkeit widmen (Gründermotor) – unter anderem mit Software, die Vermieter mit Photovoltaikanlagen zum privaten Energieanbieter für die eigenen Mieter werden lässt (Metergrid) – und sie machen sogar vor so scheinbar unveränderbaren Dingen wie Volksfest-Riesenrädern nicht halt, in dem sie diese mit neuen Motoren ausstatten und durch Energierückgewinnung 30 Prozent Energieverbrauch einsparen (SEW Eurodrive – kein Kunde von uns, aber trotzdem toll).

Das alles umgibt mich. Jeden Tag. Kaum eine Woche, in der ich nicht wieder etwas Neues erfahre, an dem Menschen gerade arbeiten. Ein Detail, eine Komponente, ein Rädchen, das uns weiterbringt auf dem Weg der Energiewende. Und ja, es sind nun mal verdammt viele kleine Rädchen nötig, um ein ganzes System einmal komplett auf den Kopf zu stellen. Aber was mich wirklich beruhigt, ist, dass es so unglaublich viele Menschen und Unternehmen sind, die sich mit den Lösungen für eine nachhaltigere Wirtschaft und Gesellschaft beschäftigen. Dann muss das doch eigentlich klappen. Geben wir den Kolleg:innen noch ein bisschen Zeit, die Details der Reihe nach zu ordnen. Der Wandel läuft längst.

Über den Verfasser

Christoph Miller ist Senior Consultant und Unitleiter für Maschinen- und Anlagenbau bei Sympra. Darüber hinaus berät er Kunden aus den Bereichen Baustoffe und Immobilienwirtschaft bei der Produkt-PR, bei Corporate-Publishing-Projekten und bei der Kommunikation mit gesellschaftlichen Gruppen sowie bei der Gestaltung interner Kommunikationskanäle.

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