Vom schnellen Bauen – und was man daraus lernen kann

Vor kurzem traf ich mich mit den Kollegen vom Arbeitskreis Baufachpresse zur Jahrestagung in Münster. Eine Exkursion führte uns in den Hafen der Stadt, wo gerade ein großes Bürogebäude entsteht – dank verschiedener Planungswerkzeuge in atemberaubender Geschwindigkeit.

Vorab: Privat habe ich gerade ein Umbauprojekt, bei dem unterschiedliche Gewerke beauftragt sind. Wie schwierig es ist, hier die Workflows zu koordinieren, erfahre ich täglich. Tagelange Pausen auf der Baustelle sind zuweilen ärgerlich, weil sie das Projekt in die Länge ziehen. Aber ehrlich gesagt nicht wirklich tragisch, denn Kostensteigerungen oder Einnahmeausfälle sind nicht damit verbunden.

Anders auf der Baustelle in Münster, wo mehrere 10.000 Quadratmeter Bürofläche entstehen und schnellstmöglich vermietet werden sollen. Hier zählt (und kostet) jeder Tag, den die Bauarbeiten länger dauern. Diese führt die Köster-Gruppe* aus Osnabrück im Auftrag des Bauherrn aus, ein bundesweit tätiges Bauunternehmen mit mehr als 2.000 Mitarbeitenden und einem Umsatz von 1,3 Milliarden Euro (2020).

Prozessorientiertes Bauen für mehr Effizienz und Effektivität

Bei der Baustellenbesichtigung stellte uns der Bauleiter das Köster-Prozess-System (KPS) vor. Mit dieser Produktionsmethode kann er eine effiziente Projektabwicklung, strikte Kosteneinhaltung und den vereinbarten Fertigstellungstermin verbindlich sicherstellen. Im KPS wird der gesamte Planungs- und Bauablauf detailliert abgebildet und gesteuert. Dahinter steckt ein IT-gestütztes Projektsteuerungsinstrument, das alle Baubeteiligten permanent über Qualität, Zeit und Kosten informiert.

Herzstück ist der KPS-Masterplan, in dem alle Phasen des Bauprozesse hinterlegt sind und mit dem eventuelle Abweichungen vom Soll direkt erkannt und rechtzeitig behoben werden können. Die Taktplanung sorgt anschließend für die Optimierung von Bauzeit, Kosten und Qualität. Dafür simulieren Ingenieure zu Baubeginn „den Takt“ am Modell und erkennen so mögliche Schwachstellen für einen optimalen Arbeitsfluss.

Was mich aber am meisten beeindruckt hat, war nicht die ausgefeilte Softwarelösung, sondern die Umsetzung der Planung vor Ort, im Container auf der Baustelle. Hier treffen sich morgens für 15 Minuten alle Projektpartner und schauen gemeinsam auf den „Last-Planner“. Auf farbigen Post-its notieren sie Engpässe, Probleme, die sie beseitigen müssen, Gründe für Verzüge, sammeln auf Übersichtslisten Aufgaben, die am selben Tag oder in den darauffolgenden zu erledigen sind. Alle Notizen werden einem standardisierten Planungsraster an der Wand vom KPS-Container zusammengetragen und dort visualisiert. Erledigte Aufgaben werden abgehängt oder durchgestrichen. Köster spart durch die Feinabstimmung aller tagesaktuellen Bauaufgaben Zeit und Kosten und erhält hohe Planungssicherheit durch Transparenz über alle Bauabläufe für Auftraggeber, Baupartner und Nachunternehmer.

Der „Last Planner“ ist ein verblüffend einfaches Verfahren, um Prozesse zu beschleunigen. Sein Erfolgsgeheimnis ist, dass sich alle Beteiligten jeden Morgen live treffen, sich austauschen und relevante Themen niedrigschwellig in ein vorgegebenes Raster bringen. Planung kann manchmal so einfach sein!

*Disclaimer: Sympra unterstützt die Köster-Gruppe bei der regionalen Öffentlichkeitsarbeit in Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Sachsen, dem Saarland, Baden-Württemberg und Bayern.

Über den Verfasser

Veit Mathauer ist einer der beiden Geschäftsführer von Sympra. Wirtschaftswissenschaftler, Journalist, PR-Mensch, Boardmitglied im internationalen Public Relations Network (PRN) und Blogger. Ansonsten auch in den einschlägigen sozialen Netzwerken zu finden.

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