In rund 30 Minuten mit der Straßenbahn von Montmartre in das Quartier des Ternes, nähe Arc de Triomphe – das war mein täglicher Weg Anfang September. Eine Woche lang war ich zu Besuch in Paris, meiner auserkorenen „Stadt der Arbeit“ dieser Tage. Dank unseres internationalen Agenturnetzwerks, Public Relations Network (PRN), stand es mir offen, eine von rund 30 Agenturen kennenzulernen. Dass ich mich für die nächstgelegene Agentur „Auvray & Boracay“ im französischen Nachbarland entschied, hatte zwei einfache Gründe: Ich wollte einen Eindruck davon bekommen, ob eine geografische auch eine inhaltliche Nähe im Bereich Kommunikation bedeutetet. Und außerdem: Französisch-Kenntnisse wollen gepflegt werden.
Kurz nach meiner Ankunft am Montagmorgen wurde deutlich, dass die Pariser Agentur in Bezug auf ihre Größe vor einer ähnlichen Herausforderung wie Sympra steht. In kleineren, wie in unseren Fällen rund 20-köpfigen, Teams fallen Krankheitsfälle oder Homeoffice-Tage stärker ins Gewicht – trotzdem ist die Entscheidung, zuhause zu bleiben oder dort zu arbeiten, oft die effizientere. Umso mehr habe ich mich gefreut, im Laufe der Woche, fast alle Kolleginnen und Kollegen noch kennenlernen zu dürfen. In den Gesprächen, die ich mit einigen von ihnen führen konnte, kam dann hervor, dass sie ähnliche Aufgaben wie Sympra und vermutlich auch viele andere PR-Agenturen im Blick haben. Bestimmt die größte davon: die Digitalisierung der Kommunikationsbranche, insbesondere der Umgang mit KI. Unweigerlich bieten zahlreiche Tools viele ungeahnte Möglichkeiten, aber auch die Erkenntnis, dass Kommunikationsarbeit und Beratung von keinem datenwälzenden Algorithmus erbracht werden kann. Generell gilt es dort wie hier, den Wert unserer Arbeit immer wieder zu betonen, der abgesehen von Clippings nicht immer in Zahlen ausgedrückt werden kann. Dafür müssen wir auch die Bedeutung von Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und unsere Leistungsspektren lauter und klarer nach außen tragen.
Beeindruckt war ich von der Fülle an Kunden, die Auvray & Boracay beraten, und an Branchen, die sie bedienen. Von Unternehmen im Transport-, Logistik- und Abfallbereich über Banken und Versicherungen bis zu sozialen Organisationen und einer Stadt. Im Gegensatz zu Sympra arbeiten sie außerdem nicht vorrangig im B2B-, sondern auch B2C-Bereich: Für Kunden aus der Textil- und Kosmetikbranche kommunizieren sie direkt an Konsumentinnen und Konsumenten. Um diese zu erreichen, arbeiten sie mit verschiedenen Influencern zusammen. Doch auch ihre Kunden „präparieren“ sie für ihren großen Auftritt vor der Kamera. Medien-Trainings anzubieten, gehört innerhalb ihres breiten Spektrums zu ihren ausgewiesenen Kompetenzen.
Der größte Unterschied zwischen den Agenturen scheint aber ihre Umgebung zu sein. Wo sich Stuttgart manchmal zu bescheiden im Kessel versteckt, ist Paris eine Metropole und eine riesige, durch verschiedene Serien und Filme verstärkte Projektionsfläche. Das hat zur Folge, dass seine Bewohnerinnen und Bewohner immer wieder gegen Klischees arbeiten müssen oder Gefahr laufen, selbst zu Touristen zu werden. Manche entfliehen dem Trubel deshalb, andere freuen sich darüber, Interessierte aus aller Welt zu empfangen. So geschehen bei den Paralympics, die während meiner Hospitanz stattfanden: Obwohl sich die Metro-Preise während des Sport-Events fast verdoppelten, war den Pariserinnen und den Parisern sowie meinen neuen Kolleg:innen doch die Freude ins Gesicht geschrieben, Gastgeber für die olympischen Spiele sein zu dürfen.
Herzlichen Dank an Sandrine Auvray und ihr ganzes Team, das mich so offen, freundlich und neugierig empfangen und begleitet hat. Trotz des gelegentlicher herbstlicher Schauer bleibt mir meine Zeit dort dadurch in wärmster Erinnerung!
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