Festivalatmosphäre mit spannenden Keynotes, inspirierende Workshops, faszinierende Technologie-Showcases: Das verspricht das neue Veranstaltungsformat der IHK Region Stuttgart. 100 Stunden Morgen: Themenwoche zur digitalen Zukunft und Innovation im Mittelstand behandelt Themen, die Unternehmen in Zeiten des digitalen Wandels beschäftigen – oder beschäftigen sollten. Ob Informations- und Lösungsangebote für Unternehmen oder Workshops, in denen selbst Hand angelegt werden kann: in den 100 Stunden an fünf Tagen ist alles dabei. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Daher sind jeden Tag zwei Sympra-Kollegen vor Ort und berichten über #neuartigeGeschäftsmodelle #TechnologienvonMorgen #Innovationsmethoden #Experimentierräume #OpenInnovation und #Startups.
Virtuell oder zum Anfassen? Auf jeden Fall 3D.
mit Anahita Shakour-Wiegand und Oliver Kube
Virtual Reality und der 3D-Druck standen an Tag drei im Mittelpunkt.
Prof. Markus Merkel von der Hochschule Aalen führte zum Auftakt in den 3D-Druck ein: Dieser funktioniert nach dem Prinzip der additiven Fertigung, sprich, es wird Schicht für Schicht aufgetragen, bis das Objekt fertig ist. „Mit Legosteinen oder aus Sand eine Burg zu bauen ist auch additive Fertigung, das haben Sie als Kind schon gemacht“, veranschaulichte Prof. Merkel das technologische Prinzip. Obwohl die Produkte des 3D-Drucks voll funktionsfähig sind, hält sich das Vorurteil, dass nur Prototypen als Anschauungsmaterial möglich seien. Das Ziel einer durchgehend digitalen Prozesskette von der Idee über die Fertigung bis zur Qualitätssicherung ist laut Merkel zum Teil schon verwirklicht. „Wir brauchen keine speziellen Werkzeuge und Formen, sondern nur Daten.“ Dominik Papenfuß von 3D-Labs vertiefte am Nachmittag verschiedene 3D-Druck-Technologien. Sowohl Merkel als auch Papenfuß betonten den Vorteil individueller Lösungen: Bau- und Ersatzteile müssen nicht mehr zwingend einheitlich in Serie produziert werden. Im Reparatur- und Wartungsbereich könnten Ersatzteile on demand Einzug finden, meint auch Kathrin Pfähler von der Universität Stuttgart, die eine explorative Befragung zum Thema Additive Manufacturing durchgeführt hat. Für die traditionelle Massenfertigung stellt der 3D-Druck keine Konkurrenz dar. Doch wenn die Vorteile überwiegen – weniger Gewicht oder Energiezufuhr und zusätzliche Funktionalitäten durch Sensoren – dann könnte das Additive Manufacturing von intelligenten Bauteilen schon bald mehr als nur Zukunftsmusik sein.
Komplexe Prozesse zukünftig mit VR erklären
Virtual Reality (VR) bietet die Möglichkeit, ein Produkt im Detail anzuschauen, auseinanderzunehmen und zu verbessern, noch bevor es in die Fertigung geht. In Katalogen zu blättern und sich durch Powerpoint-Präsentationen zu klicken, könnte dank VR bald der Vergangenheit angehören. Komplexe Prozesse und Produkte werden in 3D entworfen, präsentiert und geändert. Auch für Meetings, Konferenzen und Kundengespräche bietet VR Lösungen: Statt langen und teuren Geschäftsreisen oder eher unpersönlichen Skype-Konferenzen trifft sich das Team oder die Geschäftspartner in einem virtuellen Raum. Dieser kann je nach Wunsch frei gestaltet werden: klassischer Konferenzraum, Strand oder Gebirge. Für Gamer ein alter Hut, tut sich die Industrie insbesondere in Deutschland noch schwer damit, diese Technologie zu nutzen, berichtet Christian von Bock, Gründer und Geschäftsführer von Solid White. „Wir stellen prinzipiell nur Gamer ein“, so von Bock. Virtual Reality biete ein ungeahntes Maß an Freiheit und Flexibilität, bringe aber auch viel Verantwortung mit sich: „Unsere Kunden legen einen Großteil ihrer Sinneswahrnehmungen in unsere Hand. Ich könnte mit einer kleinen Bewegung dafür sorgen, dass 15 Menschen gleichzeitig schlecht wird“, erklärte von Bock. VR reduziert zudem Kosten und Ressourcenverbrauch, wie Daniel Classen von Lightshape am Beispiel der Automobilproduktion verdeutlichte: Für ein neues Modell sind normalerweise vier bis fünf Prototypen nötig. Durch den Einsatz von VR kann laut Classen ein Prototyp eingespart werden. Die 3D-Visualisierung des Fahrzeugs kann mit realen Objekten wie Sitz und Lenkrad ergänzt werden, um so einen realeren Eindruck des geplanten Modells zu vermitteln.
Lernen für alle ist angesagt
Die Digitalisierung macht ständiges Lernen erforderlich. Klaus Zimmermann von Festo Didactic SE, der im Unternehmen eine Lernfabrik installiert hat, nimmt insbesondere die Führungskräfte in die Pflicht: Top-Down habe ausgedient, die Führung müsse die Mitarbeiter mitreißen statt nur anzuordnen. „Führung in der digitalen Transformation braucht Empathie, Reflexion, Lernbereitschaft und den Willen loszulassen“, so die These von Zimmermann. Auch müssten Führungskräfte lernen, sich und anderen einzugestehen, dass sie manchmal einfach keine Ahnung haben.
Er empfiehlt, Lernangebote für Mitarbeiter arbeitsplatznah und in kurzen Einheiten zu gestalten sowie individuelles Lernen zu ermöglichen. Hierbei können digitale Technologien wie Virtual und Augmented Reality den Lernprozess bereichern.
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