a) Fast so lange es Sympra gibt (seit 23 Jahren), gibt es auch Sympra-Praktika. Wir finden Praktika bestens geeignet, um durch aktive Mitarbeit einen Einblick in die Öffentlichkeitsarbeit zu erhalten. (Ich selbst bin über verschiedene Praktika in die PR-Branche gelangt.) Praktikanten kommen für mindestens drei, besser für sechs Monate zu uns; kürzere Zeiträume haben sich für beide Seiten nicht bewährt. Wir möchten ihnen die Gelegenheit bieten, Praxiserfahrung zu sammeln und ihr theoretisches Wissen über Kommunikation zu ergänzen. Entsprechend Mühe geben wir uns: Wir leisten ausführliche Hilfestellung, binden sie aktiv in Projekte mit ein und lassen sie teilhaben an Ideenfindung und Umsetzung. Dafür zeigen wir z. B., wie man eine gute Pressemitteilung erstellt, nehmen die Praktis mit zu Besprechungen und Terminen, schicken sie auf Veranstaltungen, lassen sie Texte schreiben, die wir mit ihnen besprechen. Und ja, Praktikanten unterstützen uns, etwa bei Vorrecherchen für die Redakteure, Erstellen von Einladungsverteilern, beim Bestücken von USB-Sticks oder – wenn es jahreszeitlich passt – bei der Organisation der Sympra-Weihnachtsfeier. In der Regel gelingt uns eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Schon vor vielen Jahren schlossen wir uns der Initiative „Fair Company“ von Handelsblatt und karriere.de an, weil wir deren Grundsätze und Regeln uneingeschränkt unterstützen. Und: Wir haben Praktika immer vergütet, nicht fürstlich, aber fair (500-700 Euro im Monat). Von den schätzungsweise 50 Praktikanten, die wir in den vergangenen zwei Dekaden beschäftigt haben, dürfte kaum einer nicht positiv über seine Zeit bei Sympra berichten; in einigen Fällen hat es so gut gepasst, dass sie bei uns geblieben sind.
500-700 EUR sind kein Spitzengehalt, aber wir müssen intern den Aufwand dazu kalkulieren, den die Anleitung und Betreuung des Praktikanten durch einen Consultant mit sich bringt. Wenn wir wirklich Orientierung bieten und Praxis vermitteln wollen, dann müssen wir hier investieren und nur wenige Prakti-Stunden lassen sich am Monatsende Kundenprojekten zu- und damit abrechnen.
b) Wir wollten es ja nicht glauben, aber ab 1. Januar 2015 greift der Mindestlohn auch für Praktikanten, wenn sie länger als drei Monate tätig sind. Das trifft, siehe oben, auf Sympra-Praktikanten normalerweise zu. 8,50 Euro pro Stunde führen zu Lohnkosten von über 1.600 Euro – mehr als das Doppelte wie bisher. Dieser Betrag lässt sich für ein Unternehmen unserer Größe nur noch darstellen, wenn wir den Praktikanten als günstige Arbeitskraft einsetzen, der möglichst viele Arbeiten erledigt, die wir weiterberechnen können, und der ansonsten die Botengänge und das Kaffeekochen übernimmt. Denn Consultants- oder gar Geschäftsführerstunden für Aus- und Weiterbildung sind da nicht mehr drin.
Wir haben daher beschlossen, aus betriebswirtschaftlichen Gründen ab 1. Januar 2015 keine Praktika mehr anzubieten.
c) Mag sein, dass es Agenturen und Verlage gibt, die Praktikanten die Aufgaben von (Junior) Consultants geben und diese entsprechend abrechnen. Oder Quasi-Praktikanten über ein Jahr und länger beschäftigen. So wollen wir es ja aber gerade nicht machen. Möglicherweise bricht bei dem einen oder anderen Dienstleister das Geschäftsmodell zusammen, weil er seinen Praktikanten jetzt als das bezahlen muss, was er eigentlich ist: eine Arbeitskraft. Das wäre zu begrüßen und reinigt die Branche.
d) Ein Praktikum ist, so jedenfalls haben wir die ursprüngliche Idee begriffen, in erster Linie eine Orientierungsphase und keine Zeit, in der man mal für ein paar Wochen malocht, um richtig Kohle zu verdienen. Wir haben den Eindruck, dass alle unsere Praktikanten das genau so verstanden hatten – und sie konnten immer sicher sein, dafür an anderer Stelle umso mehr zu profitieren.
e) Es tut uns wirklich Leid für all die Studierenden, die während oder nach ihrem Studium ein paar Monate Praxisluft schnuppern wollen (davon gibt es ja sehr viele, wie wir aus den eingehenden Bewerbungen wissen). Wir halten die Mindestlohnlösung für Praktikanten für katastrophal. Sie sorgt dafür, dass ein für die Branche und ihren Nachwuchs wichtiger Ausbildungs-, Berufsfindungs- und Rekrutierungsweg praktisch wegfallen wird. Dass dem so sein wird, wissen wir von unseren Partneragenturen in Großbritannien, Frankreich und Österreich, wo ebenfalls ein Mindestlohn vorgeschrieben ist und wo es kaum noch Praktikantenplätze gibt.
f) Ausbildung und Nachwuchsförderung liegen uns nach wie vor am Herzen, und traditionell bauen wir unseren Mitarbeiterstamm auch darüber auf. Wir werden uns künftig darauf verlegen, Traineestellen anzubieten, bei denen wir mindestens 15 Monate lang einen künftigen Sympraner in die PR-Welt einführen, ihn trainieren und externe Seminare besuchen lassen. Hier ist die Praktikumszeit dann sozusagen mit eingepreist; der Return-on-Invest ist bei 15+ Monaten gegeben.
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