Social-Media-Guidelines: Der erhobene Zeigefinger ist kontraproduktiv
„Sie sollen nicht…“, „bitte vermeiden Sie…“, „…derartige Äußerungen sind verboten“. Diese und ähnliche Formulierungen – so zeigt die empirische Untersuchung meiner Bachelorarbeit – sind in Social-Media-Guidelines von Unternehmen eher kontraproduktiv. Vorausgesetzt, sie wollen erreichen, dass sich die eigenen Mitarbeiter als Multiplikatoren und Markenbotschafter für das Unternehmen stark machen. In Zusammenarbeit mit der Sympra GmbH (GPRA) habe ich untersucht, wie Unternehmen ihre Mitarbeiter dazu motivieren, sich privat – d.h. aus Eigeninitiative heraus – an den öffentlichen Social-Media-Auftritten des Arbeitgebers zu beteiligen. Mit Guidelines kann theoretisch alles – von der Nutzungszeit bis hin zu den erlaubten Inhalten – reglementiert werden. Das Thema Social-Media-Guidelines kann dabei grundsätzlich aus zwei Perspektiven gesehen werden: Zum einen geben strikte, restriktive Guidelines einen klaren Rahmen vor und reduzieren daher Unsicherheiten jeglicher Art. Zum andern könne lockere Guidelines als vorteilhaft gesehen werden, da sie ebenfalls die Angst vor möglichen Fehlern mindern. Die Ergebnisse der Untersuchung weißen jedoch in eine klare Richtung:
1. Lockere Guidelines werden bevorzugt – sie motivieren
Die Ergebnisse zeigen, dass strenge, verklausulierte Guidelines eher eine abschreckende Wirkung auf die Mitarbeiter haben. Die Befragten (Kommunikationsexperten von Unternehmen unterschiedlicher Branchen) sprechen sich einstimmig für die Vorteile lockerer Formulierung aus: Wird signalisiert, dass das Thema Social Media unkompliziert gehandhabt wird, dann ist die Hemmschwelle zur aktiven Teilnahme wesentlich geringer.
2. Social Media während der Arbeitszeit verbieten: unrealistisch
Neben der Tatsache, dass in Zeiten des mobile device ein Social-Media-Verbot praktisch gar nicht umsetzbar wäre, wird es von allen befragten Kommunikationsexperten als kontraproduktiv bezeichnet. Wer das Ziel anstrebt, dass sich möglichst viele Mitarbeiter aktiv am unternehmenseigenen Social-Media-Auftritt beteiligen sollen, der darf keinesfalls zu strengen Regelungen während der Arbeitszeit greifen. Auch in diesem Zusammenhang wird also eine offene Haltung bevorzugt. Es gilt das Motto: Social Media ist erlaubt, sofern die tägliche Arbeit an erster Stelle steht.
3. Freie Regelungen sind keine Gefahr
Der mit lockeren Guidelines verbundene Kontrollverlust bleibt nach Einschätzung der Experten aus: Keines der befragten Unternehmensvertreter sieht die Gefahr, dass Mitarbeiter bei fehlenden Detailregelungen über die Stränge schlagen. Vielmehr gilt: Die positive Wirkung liberaler Guidelines übertrifft die möglichen negativen Ausrutscher bei Weitem.
Um Mitarbeiter zu motivieren, sich privat und öffentlich einzubringen, eignen sich daher eher offene Formulierungen wie: „Wir freuen uns über jede Teilnahme…“, „lassen Sie uns zusammen unser Unternehmen im Web 2.0 platzieren“, „wirken Sie aktiv mit aber vergessen Sie dabei nicht, dass Ihre Kommentare auf das Unternehmen zurückfallen können.“
(In meiner vierteiligen Serie berichte ich, wie man Mitarbeiter zum Posten und Twittern im Sinne der Unternehmensziele anregen kann. Meine Empfehlungen gründen auf den Ergebnissen der empirischen Studie meiner Bachelorarbeit, die ich in Zusammenarbeit mit Sympra erstellt habe. Der 3. Teil beschreibt, wie die interne Kommunikation aussehen muss, damit sich die Mitarbeiter angesprochen fühlen und aktiv die unternehmerischen Social-Media-Ziele unterstützen.)
Bild: Alashi / iStockphoto
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