Medienarbeit in Pandemie-Zeiten

Journalismus und Corona – wie kann das überhaupt funktionieren? Das habe ich mich schon seit Beginn der Pandemie gefragt. Ich war mehrere Jahre am Wochenende als „rasende Reporterin“ für eine Lokalzeitung in meiner Heimat in Norddeutschland unterwegs und kann mir kaum vorstellen, wie dieser Job momentan ausgeführt werden kann, da er – vor der Pandemie – doch so geprägt war von großen Veranstaltungen mit vielen Besuchern und Tagen, an denen man von einem Interviewtermin zum nächsten fährt. „Und wie sieht das wohl erst bei Redakteuren für Radio und Fernsehen aus, die auf Ton und Bild angewiesen sind?“, habe ich mich gefragt. Diese Fragen konnte Peter Welchering mir – und rund 80 weiteren Teilnehmern – bei seiner Online-Veranstaltung der DPRG-Landesgruppe Baden-Württemberg beantworten.

Peter Welchering arbeitet für Radio, Fernsehen und Print (u.a. DeutschlandRadio, ZDF, verschiedene ARD-Sender, FAZ) und betreibt ein eigenes digitales Hörfunkstudio und einen Satelliten-Übertragungswagen für die ARD und das DeutschlandRadio. Er kennt sich also in der Branche aus und auch er sagt: „Die Arbeit von Journalisten hat sich massiv verändert“. Viele Journalisten sind in Kurzarbeit, arbeiten unter Umständen aus dem Homeoffice und mussten ihren Alltag nochmal ganz neu denken. Virtuelle Interviews und Pressekonferenzen konnten sich deshalb mittlerweile als ernstzunehmende Alternative bewähren, bringen aber auch technische und gestalterische Herausforderungen mit sich. Was es dabei zu beachten gilt und wie PR-Schaffende den Journalisten helfen können, das erklärte Welchering im Rahmen des Webinars.

Bitte nicht kippeln!

Für Peter Welchering funktionieren die virtuellen Zusammenkünfte ganz gut und auch wir als Agentur haben bisher sehr positive Erfahrungen damit gemacht. Das Problem: Die Aufnahmen sind oft inhaltlich gut, technisch aber nicht verwendbar. Der Sprecher ist zu dunkel, filmt eher seine Zimmerdecke als sich selbst und es hört sich so an, als würde er gerade in einem Windkanal stehen. Dem kann durch die richtige Ausstattung und eine vorab gut durchdachte Bildkomposition vorgebeugt werden. Ausreichendes Licht sollte gegeben sein, Audio-Statements sollten zusätzlich mit einem externen Aufnahmegerät und Video-Interviews mit einer Systemkamera aufgenommen werden. Auch die Bildwirkung sollte bei einer Videokonferenz nicht vergessen werden – sich hinter dem Schreibtisch zu verschanzen oder mit dem Bürostuhl zu wippen ist da eher kontraproduktiv. Aufnahmen von unten schaffen einen Arroganz-Effekt, die vor einer Wand lassen den Sprecher schuldig wirken. Wichtig ist außerdem, dass auf den goldenen Schnitt geachtet wird. Personen sollten auf der rechten oder der linken k-Linie platziert werden, um Sympathie zu schaffen – „Das gilt auch für Webcams“, sagt Welchering. Audio- und Video-Schnittprogramme wie Audacity und Premiere sind kostenlos verwendbar und ermöglichen die Bearbeitung von aufgezeichneten Statements.

Gemeinsam durch die Krise

Um auf die Frage „Journalismus und Corona – Wie kann das eigentlich funktionieren?“ zurückzukommen – Peter Welchering sagt dazu: „Das ist nur durch Kollegialität möglich“. Journalisten, Pressestellen und Agenturen müssen jetzt enger denn je zusammenarbeiten und sich gemeinsam den technischen Herausforderungen bei virtuellen Treffen stellen. Nur dann kann weiterhin ein hoher Standard im Journalismus gewährleistet werden. Das haben wir uns gemerkt und werden uns beim nächsten Video- oder Audiostatement an die Tipps von Peter Welchering erinnern.

Über die Verfasserin

Lisa Curdes ist Project Assistant bei Sympra. Aufgewachsen im hohen Norden, studierte sie Kommunikationswissenschaft in Bremen und kam schließlich für ihren Master in Kommunikationsmanagament nach Stuttgart und zu Sympra. Vorher sammelte sie Erfahrungen bei einer Lokalzeitung, einem Lebensmittelkonzern und einem Institut für Werkstofftechnik.

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