Das Problem kennt jeder, der in einem klassischen Gewerbegebiet arbeitet: Die Möglichkeiten, auswärts preisgünstig ein passables Mittagesmahl einzunehmen, sind eher bescheiden. Pizzatasche und Lkw in Ehren – aber bitte nicht jeden Tag! Den Mitarbeitern im Sympra-Büro in Echterdingen ging es da nicht anders. Die Heißtheke der benachbarten Bäckerei, der Imbiss im Minimal-Supermarkt (Frittiertes mit Beilage) und das damalige Restaurant Krone (2 Spiegeleier mit Brot für 3,90 DM) – mehr war in Laufweite nicht gegeben. So beschlossen wir, selbst zu kochen. In den ersten Monaten übernahm dies täglich die Kollegin und passionierte Hobbyköchin Veronika Fink, später wurde der Kochdienst auf alle mitessenden Kollegen verteilt.
Wie in jeder Kantine führten wir Essenmarken ein: jede Mahlzeit 5 Mark. Der verteilte Kochdienst klappte soweit ganz gut, einzig das Finanzierungskonzept wies Mängel auf. Eifrige Mitesser erwarben gleich 10 Essensmärkchen auf ein Mal und zahlten mit einem 50-Mark-Schein. Der Koch bzw. Essensbeschaffer wähnte die Kasse in vermeintlichem Plus (in der Volkswirtschaftslehre spricht man in solchen Fällen von der „Geldillusion“) und spendierte den Gästen auch mal was Außergewöhnliches. Leider – man ahnt es bereits – waren ab einem bestimmten Zeitpunkt zwar jede Menge unverbrauchter Märkchen im Umlauf, die Kasse aber war leer.
Daraufhin änderten wir das Konzept. Fortan galt: Wer mitspeisen will, muss einmal in zwei bis drei Wochen das komplette mitessende Kollegium versorgen; entweder durch eine Pizzabestellung (eher teuer bei vielen Gästen) oder mit etwas Selbstzubereitetem.
Mit dem Umzug in die Stafflenbergstraße vor zehn Jahren übernahmen wir das Prinzip am neuen Standort, denn die Versorgungssituation zur Mittagszeit war und ist nicht besser als auf den Fildern.
Das Sympra-Mittagessen ist inzwischen längst zum Ritual geworden. Täglich, irgendwann zwischen 12 und 14 Uhr erklingt der Essensruf über die Telefonanlage, und – je nach Projektlage – zwischen 8 und 14 Kollegen stürmen den Besprechungsraum „Carl-Eugen“, der dann vorübergehend zur Kantine mutiert. Speisenauswahl nach Laune des Chefs (= Chefkochs), 1 x vegetarisch, Nachtisch ist Pflicht, Geschäftsführer sind donnerstags dran.
Anmerkung: In der Vor-Sympra-Zeit hörte ich von einer Agentur, die ein ähnliches Konzept verfolgte, und fand das damals etwas seltsam, arg familiär und betriebswirtschaftlich fragwürdig. Meine Zweifel hatten sich schnell gelegt, als wir in unserem Unternehmen selbst damit anfingen. Schneller, preiswerter, bequemer, netter und in der Regel besser kann man kaum lunchen. Jeden Tag ist die Überraschung groß, was die Kollegin oder der Kollege wohl auf den Tisch zaubert; an besonders lebhaften Tagen ist es manchmal der einzige Zeitpunkt, an dem man mit den Kollegen plauschen kann; zuweilen wird das Mittagsmahl kurzfristig zu einer Brainstormingrunde umfunktioniert. Das Mittagessen ist auf jeden Fall zu einem Stück Sympra-Kultur geworden.
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