In einem Seminar an der Uni habe ich gelernt, dass es nach Astheimer, Neumann-Braun und Schmidt verschiedene Typen von Profilbildern gibt. Allein durch die Wahl des Bildes machen sich Besucher meines Profils „ein Bild“ von mir.
Im Anschluss an das Seminar habe ich überlegt, was ich mir eigentlich bei der Wahl meines Profilbildes gedacht habe. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich damals einfach ein Bild ausgewählt, das ich mag. Groß Gedanken, was ich wohl damit den anderen Facebook Nutzern über mich verrate, habe ich mir nicht gemacht. Und ich glaube, so geht es den meisten Facebook-Nutzern. Aber schauen wir uns mal an, welche Typen es nach Astheimer, Neumann-Braun und Schmidt so gibt! Dazu habe ich mir Bilder von „Sympranern“ und deren Freunden angeschaut:
Auf meinem Facebook Profilbild bin ich mit zwei Freundinnen zu sehen. Nach Astheimer, Neumann-Braun und Schmidt fällt mein Profilbild in die Kategorie Couple/Group Portrait. Allein die Körperhaltung (körperliche Nähe/Entfernung zu den anderen Personen auf dem Bild) vermittelt dem Betrachter schon eine Botschaft über meine Beziehung zu den anderen Personen im Bild. Außerdem gebe ich mich nicht direkt zu erkennen, denn Fremde wissen nicht, welche von den drei Personen ich bin. Durch die Entscheidung, dieses Foto als Profilbild zu verwenden, signalisiere ich, laut Astheimer, Neumann-Braun und Schmidt, anderen, wie wichtig mir meine Freunde sind und, dass ich ein gutes soziales Umfeld habe.
Viele Sympraner nutzen die Portrait-Bild-Variante (Individual Portrait), um sich im Social Web darzustellen. So auch die beiden Geschäftsführer Veit Mathauer und Helmut von Stackelberg. Ihre Bilder erinnern an Passfotos, denn sie sind aus der Frontalperspektive aufgenommen und in Schwarz-Weiß gehalten. Dadurch geben sie sich direkt auf Facebook zu erkennen, wollen sogar von anderen erkannt werden. Die Bilder sind gestellt und dienen lediglich der Identifikation. Professionelle Profilbilder erzeugen durch ihre Formalität auch gleichzeitig den Eindruck eines „offiziellen“ Profils. Was natürlich Sinn macht, denn Facebook ist für sie eher eine geschäftliche, als eine private Plattform.
Claudia Mutschlechner hat ebenfalls die Portrait-Bild-Variante gewählt. Jedoch ist ihr Bild in Farbe und wirkt dadurch realistischer und weniger formell. Dazu kommt, dass es sich hier nicht um ein offizielles Bild handelt, dass Sympra so auf der Website veröffentlichen würde, sondern es wurde in ihrer Freizeit aufgenommen. So schlägt sie einen Bogen und vereint die „private“ Claudia Mutschlechner mit der „geschäftlichen“.
Meine Kollegin Martina Hönekopp dagegen hat ein Dummy-Profilbild. Ihr Profil kann damit nicht eindeutig ihrer Person zugeordnet werden. Dadurch bleiben ihre Aktivitäten auf Facebook zwar nicht anonym, aber sie ist nicht als Person sichtbar.
Neben den Platzhaltern von Facebook zählen auch Bilder mit Symbolfiguren, Logos etc. zu den Dummy-Profilbildern. Durch ein solches Profilbild gibt ein Nutzer zwar nicht seine Identität aber dennoch mögliche Vorlieben von sich preis.
Weitere Profilbildtypen sind Body Poses, Fictionalization/Artification und Occasions:
Body Poses Bilder sind Bilder, auf denen die Personen eine bestimmte Körperhaltung einnehmen. Zu den Body Poses Bildern zählen unter anderem Flirt-Bilder, auf denen die abgebildeten Personen direkten Blickkontakt mit dem Betrachter aufnehmen, sie flirten. Die Körpersprache spielt somit eine große Rolle. Sie präsentieren sich extravertiert und wollen möglichst attraktiv erscheinen.
Im Gegensatz dazu zählt bei Viewpoint-Bildern vor allem die Aufnahmeperspektive. Die Personen auf den Bildern sind dann z. B. von hinten, von der Seite (im Profil) oder auch von unten abgebildet. Auch ist es möglich nur Ausschnitte von sich selbst zu zeigen. Meine Kollegin Vineeta Manglani hat ein solches Profilbild. Es wird weniger über die physische Ebene, wie die Flirt-Typen, als viel mehr über die mentale Ebene kommuniziert. Durch die Perspektive bzw. den Bildausschnitt können die Abgebildeten beispielsweise so wirken, als ob sie in Gedanken verloren seien.
Ebenfalls zu den Body Poses Bildern zählen Mummery-Bilder. Das sind Fotos, auf denen die Abgebildeten beispielsweise durch Zensurbalken, Sonnenbrillen oder Verpixelungen ihre Identität verschleiern. Ähnlich wie bei Dummy-Bildern wollen die Personen im Netz anonym bleiben.
Personen mit einem Model-Pose-Bild zeigen sich z. B. mit in die Hüften gestemmten Händen in Modelhaltung oder cool an einer Hauswand lehnend. Solche Bilder sind häufig gestellt und können somit unpersönlich wirken. Der Körper dient als zentrales Kommunikationsmittel und ist in den meisten Fällen ganz zu sehen. Häufig verwenden jüngere Nutzer solche Profilbilder, um sich als attraktive Fashion-Models im Netz zu präsentieren und einen bestimmten Lifestyle zu kommunizieren.
Gestural Pose Bilder sind Fotos, auf denen die Personen ein Peace-Zeichen machen, einen Kuss dem Betrachter entgegen hauchen oder den Mittelfinger zeigen. Sie können einladend (Kuss) oder aber auch provozierend wirken. Das zentrale Ziel ist es, die Aufmerksamkeit des Betrachters zu bekommen. Der Dame im Bild gelingt das doch sehr gut! 🙂
Die letzte Unterkategorie der Body-Pose Profiltypen sind die Do-it-yourself Posen. Das sind Bilder auf denen, die Personen mit einem ausgestreckten Arm abgebildet sind und sich selbst fotografieren. Oft stehen sie vorm Spiegel, wie bei dem Beispielbild. Solche Bilder sind eine Art Selbstbeschreibung. Die abgebildete Person nimmt eine Doppelrolle ein, sie ist nicht nur Mensch, sondern gleichzeitig auch noch Fotograf und unterstreicht dadurch ihre Autonomie.
Fictionalization bzw. Artification Bilder sind fiktional, meist sind künstlerisch verfremdete Personen zu sehen. Die Hauptbotschaft eines solchen Bildes steckt in der Gestaltung. Der Profilbildinhaber beweist dadurch seine Kreativität, ist jedoch als Person kaum noch erkennbar bzw. identifizierbar. Denn nur wer den Sympra Ex-Praktikanten Pascal Tannich kennt, erkennt ihn auch auf der Zeichnung der Künstlerin Alice Conrad wieder.
Occasions sind meist Bilder, die auf Reisen entstanden sind und eine oder auch mehrere Personen vor einer Sehenswürdigkeit zeigen. Die Person an sich steht im Hintergrund, im Vordergrund steht der jeweilige Ort bzw. das Event, wie bei dem Beispielfoto von Claudia, die mit ihrer Freundin in Mexiko posiert. Der Facebook-Nutzer gibt dadurch Highlights aus seinem Leben preis und kommuniziert seine Interessen.
Ich muss zugeben, dass ich selbst überrascht war, was mein Facebook-Profilbild so alles über mich verrät, ohne, dass mir das direkt bewusst war bzw. ohne, dass ich es genau aus diesem Grund ausgewählt hätte. Und ich bezweifle, dass sich der Großteil der Facebook-Nutzer über die Wirkung der eigenen Profilbilder bewusst ist… aber so ist das nun mal mit dem Unterbewusstsein und der Psychologie…
Schreibe einen Kommentar