Heute vor 20 Jahren: Die sympraxis und das „Bankgeheimnis“

Vor genau zwanzig Jahren, an ebenfalls schönen, warmen August-Tagen, haben wir die erste Ausgabe unseres Newsletters „sympraxis“ produziert. Das Unternehmen war gegründet, die Kundenprojekte machten ein kleines bisschen Sommerpause, da wollten wir uns mit „etwas Gedrucktem“ bei Freunden, Kunden und Geschäftspartnern melden. Die Struktur des Vierseiters blieb von damals bis zur letzten gedruckten Ausgabe 2007 erhalten: Auf der Seite 4 wurden in einer Rubrik namens Watchlist immer (neue) Mitarbeiter vorgestellt – in dieser ersten Nummer gaben wir der Firmenmitgründerin Heather Malone den Vorrang.

 

Unser Verteiler für den Versand war immer überschaubar. Wir hatten ihn regelmäßig, nicht zuletzt aus Sparsamkeit, mit großer Sorgfalt zusammengestellt. Jeder Empfänger hatte schon mit Sympra zu tun oder kannte doch zumindest eine der Gründer-Personen. Unzustellbare „sympraxen“ waren also die Ausnahme. Ganz besonders überrascht waren wir aber einmal über einen speziellen Rückläufer. Unsere Hausbank hatte den Umschlag ungeöffnet zurückgehen lassen, mit einem Aufkleber „Annahme verweigert – Bitte, keine Zusendungen mehr.“ Der Name der Bank soll hier dezent verschwiegen werden, aber es handelte sich um ein Institut, dem ich aus Studienzeiten verbunden war. Mitte der Siebziger war ich in ein Filderdorf gezogen, in dem es eben nur diese eine Bank gab. Die Parkplätze waren breiter als in der Stadt, denn hier fuhr die Klientel auch ohne weiteres mit dem Traktor vor.

Wir waren und sind der Meinung, dass unsere Bank über das, was Sympra tut und erreicht, Bescheid wissen sollte. Mit einer eher überdurchschnittlichen unternehmerischen Transparenz sind wir gerade auch in den vergangenen Jahren nicht schlecht gefahren. Gleichwohl – wir haben unsere damalige Hausbank aus dem Verteiler gestrichen. Als aber wenige Tage später wieder ein Umschlag zurückgewiesen wurde, platzte mir der Kragen. Diesmal waren es nämlich von der Bank erbetene Abtretungserklärungen zu einer Lebensversicherung von mir, mit der wir unseren Kontokorrentrahmen erhöhen wollten. Glücklicherweise hat auch unsere „Poststelle“ gut reagiert, und den Umschlag nicht einfach entsorgt. Ich habe ihn dann mit einem handschriftlich adressierten Brief, mit Briefmarke statt mit Sympra-Freistempler, wieder an die Bank zurückgesandt – zusammen mit einem bitterbösen Brief, der mit dem Satz endete: „Mein Vertrauen in unsere Bank ist ziemlich erschüttert. Ich erwarte umgehend Ihre Stellungnahme.

Die kam tatsächlich in weniger als 24 Stunden, vermutlich verfasst in der Nacht und zugestellt durch einen reitenden Boten. Einer der Vorstände schrieb mit großem Bedauern, dass man den Posteingang jetzt zentralisiert hätte. Dazu muss man wissen: In den Neunzigerjahren begann die Zeit der Bankenfusionen, und unsere kleine Dorfbank war (aus gutem Grund) mit anderen Instituten unter ein größeres Dach geschlüpft. Er schrieb uns, dass alle Sendungen an die Filialen schon von der Post gesammelt in die Zentrale [in einem Nachbardorf] geliefert, dort sortiert und von ihm persönlich (!) kommentiert an die Filialen weitergegeben würden. Zitat: „Die Postverteilung durch den Vorstand hat das hauptsächliche Ziel, dass eingehende Post unverzüglich an die Berater gerät (…) …und ganz allgemein, dass die Serviceleistung unserer Bank verbessert werden kann.“

Der Vorstand begründete die recht rigide Art der Zurückweisung von Sendungen mit dem Hinweis, dass er sehr viele Werbesendungen (naturgemäß – durch die Zahl der fusionierten Institute) jetzt mehrfach erhalte, weshalb man die Unternehmen bitte, auf die Zusendung ganz zu verzichten. Besonders schön fand ich den Satz: „Als Urlaubsvertretung hat unsere Sekretärin die Postverteilung übernommen und diese Lösung hat sich in der Praxis bereits bewährt.“

Es bedarf keiner weiteren Erläuterung, warum dieses Institut nicht mehr lang unsere Hausbank blieb. Die Zusammenarbeit mit der Volksbank Stuttgart eG hat sich seit Mitte des vorvergangenen Jahrzehnts sehr bewährt – und sie hat noch nie die Annahme unserer Briefe verweigert. 😉

Ach ja, als Nachklapp: Unserer Bank im Filderdorf haben wir, auch wenn sie nicht mehr unsere Hausbank war, natürlich unseren Umzug in die Stafflenbergstraße zur Kenntnis geben wollen. Konsequenterweise kam die Karte zurück – mit dem uns bereits gut bekannten Aufkleber „Annahme verweigert – Bitte, keine Zusendungen mehr.“

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Kommentare zu diesem Post

Francis Atackelberg

Yay! Ich schreib dann mal den esten Kommentar :D Viel zu sagen hat er nicht, aber er ist immerhin der erste seiner Art ^^ Und es ist lustig zu sehen, wie ihr damals aussaht ... meine Güte O_o