Wer weiß eigentlich, was Smart City bedeutet?

Amsterdam, Berlin, Kopenhagen, Wien – diese Weltstädte haben nicht nur eine Gemeinsamkeit, nein, sie beteiligen sich auch am EU-Forschungsprojekt Horizon 2020 und schmücken sich mit dem Titel „Smart City“. Die EU will europäische Städte global wettbewerbsfähiger machen und fördert die genannten Städte modellhaft. Der Begriff, den man seit Beginn der 2000er Jahre immer häufiger liest, würde man wohl intuitiv mit „intelligente Stadt“ übersetzen. Das trifft es schon ganz gut, aber noch nicht genug. Denn laut Wikipedia geht es dabei um noch viel mehr, nämlich „gesamtheitliche Entwicklungskonzepte, die darauf abzielen, Städte effizienter, technologisch fortschrittlicher, grüner und sozial inklusiver zu gestalten. Diese Konzepte beinhalten technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Innovationen.“ Das klingt klug und gewichtig, doch wie sieht es in der Realität aus?

Was verstehen die Städte darunter und was für Auswirkungen bringt das für die Wirtschaft mit sich? Manches klingt wie Science Fiction und ist doch schon Wirklichkeit oder kurz davor. Die Hansestadt Hamburg geht die intelligente Vernetzung der Stadt über ihr Tor zur Welt an, was aber nicht heißt, dass das alles ist. Der Hamburger Hafen wird zum smartPort, in dem mit intelligentem Informationsaustausch die Effizienz und Qualität des Hafens als Teil der Lieferkette verbessert wird. Hier spielen Sensoren in der Luft, am Boden und unterwegs eine tragende Rolle, Telematiksysteme und Verkehrssteuerung aus der Cloud.

Ein Stadtentwicklungskonzept zwischen Machbarkeitswahn und nachhaltiger Gestaltung

In einem Gemeinschaftsprojekt mit unserem Kunden T-Systems und SAP optimiert die Hamburg Port Authority die Logistikprozesse vom Abladen am Kai bis zum Zielort des Transportguts. Da die richtigen Daten zur richtigen Zeit an den richtigen Ort gelangen, entsteht ein sekundengenau abgestimmer Regelkreislauf, bei dem die Lastwagenfahrer pro Tour fünf bis zehn Minuten gewinnen. Auf den Tag gerechnet, kann eine Fuhre mehr abgefertigt werden. Möglich wird dies, weil alle verkehrs- und infrastrukturrelevanten Informationen in Echtzeit über ein Telematikportal bereit und in einem SAP-Portal mit Zugängen für Disponenten, Hafenmanager, Parkraumbetreiber übersichtlich dar gestellt werden. Die Fahrer erhalten die Informationen wiederum direkt in ihre Bordinformationssysteme geliefert.

Die österreichische Hauptstadt Wien verfolgt eine langfristige Rahmenstrategie, die bis ins Jahr 2050 reicht, und hat nicht weniger als einen epochalen Veränderungsschritt im Sinn. Sämtliche Lebenswelten der Bewohner der Donaumetropole soll dies betreffen und dank umfassender Innovationen beste Lebensqualität bei größtmöglicher Ressourcenschonung sicherstellen. Die Ziele reichen von pro Kopf um 80 Prozent reduzierten CO2-Emissionen von 1990 bis 2050, über einen auf 50 Prozent erhöhten Anteil der aus erneuerbaren Quellen erzeugten Energie, Gebäudeeffizienzverbesserungen, Senkung des Individualverkehrs bis hin zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung auf höchstem Niveau und Innovationen. Hier geht es vor allem um die Stärkung des Wirtschafts- und Forschungsstandortes Wien und des Innovationsdreiecks Wien-Brünn-Bratislava.

Der Stadtteil Aspern ist seit 2014 das Pilotprojekt Wiens. Systemübergreifend werden Gebäude, Stromnetz und ITK-Infrastruktur in drei Baufeldern mit gemischter Nutzung miteinander integriert. Dabei sammeln die städtischen Projektbeteiligten mit Industriepartnern ihre Erkenntnisse aus der Umsetzung, um Betriebs- und Regelungsstrategien von Gebäuden und Stromnetzen zu verbessern. Effiziente Kommunikation, ein Betrieb mit optimalem, nachhaltigem und umweltverträglichem Energieverbrauch, aber auch das Senken von Kosten bei Infrastrukturinvestitionen gehören zu den Zielen.

Allein diese zwei Beispiele zeigen wie komplex und vielfältig Smart City-Projekte sind. Es gibt noch eine Fülle weiterer Bereiche wie z. B. ‘Smart government’, also die vollständige Integration IT-gestützter Prozesse in die Behördenarbeit oder ‘Smart health’, um die Gesundheitspflege gerade in einer alternden Gesellschaft zu verbessern. Gemein ist ihnen, dass sie Informationen aus unterschiedlichen Quellen verarbeiten, die über IT-Netze geliefert werden. Diese Datenquellen können Sensoren sein, welche die Luftverschmutzung überwachen, das Fahrzeugaufkommen, Energieverbrauch oder Wasserstände. Die Herausforderung für das Ziel einer nachhaltig wirtschaftenden, ressourcenschonenden Stadt liegt denn auch ein einheitlichen Standards, über die ein Datenaustausch definiert und ermöglicht wird. Und in einer Infrastruktur, die den immensen Anforderungen an Funktionalität, Leistung, Sicherheit, Management und ultraschnellen Übertragungsgeschwindigkeiten gerecht wird. Die smarte City steht ganz am Anfang, aber es lohnt sich, die Stadtentwicklung in diese Richtung hin voranzutreiben.

 

Bildquelle: istockphoto.com | Ste_Roagna

Über den Verfasser

Arno Laxy ist Senior Consultant bei Sympra und Leiter des Büros München. Als PR-Referent beschäftigt er sich vor allem mit Kommunikationsarbeit in der ITK-Branche.

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