Staufen darf nicht zerbrechen!

Am 6. und 7. Oktober nahm ich an der Jahrestagung des Arbeitskreis Baufachpresse in Freiburg teil. Wie bei jeder dieser Veranstaltungen standen auch diesmal wieder Exkursionen auf dem Programm.

Am Freitag ging’s zunächst nach Colmar, um bei Liebherr die Produktion von Raupenbaggern zu besichtigen. Sehr imposant, wie hier 100 Tonnen schwere Bagger zusammengebaut werden. Das hat eher mit Anlagenbau zu tun und ist meilenweit z. B. von der Bandfertigung in der Automobilindustrie entfernt.

Anschließend besuchten wir das kleine mittelalterliche Städchen Staufen im Südschwarzwald, das traurige Bekanntheit für seine Risse erreicht hat. Was war geschehen? Um das Rathaus der Stadt mit umweltfreundlicher Erdwärme zu heizen, wurden Bohrungen bis zu 140 Meter Tiefe durchgeführt. Das Ergebnis: Im Herbst 2007 traten an den Gebäuden der Staufener Altstadt Risse auf. Grundwasser war mit starkem Druck in die darüberliegende Gips-Keuper-Schicht eingedrungen und hatte eine fatale chemische Reaktion ausgelöst. Es entstand eine unterirdische Quellung, die in Hebungsrissen offen zu Tage tritt. Das Unglück schreitet fort. Die Risse klaffen immer weiter und werden zahlreicher. Inzwischen sind 260 Häuser betroffen. Der Bürgermeister führte uns durch Gebäude, deren Wände sich zum Teil bis zu 50 cm gehoben haben und die wir nur mit Bauhelm betreten durften. Der Hebungsvorgang hält weiter an, die Hebungsgeschwindigkeit beträgt noch ca. 4 mm im Monat. Der geschätzte Gebäudeschaden liegt bei ca. 50 Millionen Euro. Ein Drittel davon übernimmt das Land Baden-Württemberg, ein Drittel kommt aus dem Säckel der baden-württembergischen Kommunen, ein noch offenes Drittel mit Raum für kreative Ideen (z. B. durch die Aktivitäten einer Stiftung) – so sieht der Finanzierungsplan zur Sanierung der Risseschäden aus. Die Katastrophe, aber auch die Solidarität unter den Bewohnern des Städtchens haben bei den Mitglieder der Baufachpresse tiefe Eindrücke hinterlassen.

 

Über den Verfasser

Veit Mathauer ist einer der beiden Geschäftsführer von Sympra. Wirtschaftswissenschaftler, Journalist, PR-Mensch, Boardmitglied im internationalen Public Relations Network (PRN) und Blogger. Ansonsten auch in den einschlägigen sozialen Netzwerken zu finden.

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