Sprache: Kommunikationswerkzeug und Gemeinschaftsstifter

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Nicht „sein oder nicht sein“, sondern „Mensch oder Roboter“: Das war die Frage zu den Textbeispielen, die Saim Alkan, Geschäftsführer der aexea GmbH, den rund 30 Teilnehmern der DPRG-Veranstaltung „Sprache und PR – die aktuellen Trends“ in Stuttgart präsentierte. Organisator und Moderator des Abends war Veit Mathauer, Geschäftsführer der Agentur Sympra und Landesgruppenvorstandsmitglied der DPRG Baden-Württemberg. Alkan beschäftigt sich seit einigen Jahren mit dem automatisierten Erstellen von Texten. Mithilfe seiner IT-Lösungen entstehen lesefertige Texte für, ja für so ziemlich alle Arten der redaktionellen Veröffentlichung: Kataloge und Broschüren, Zeitungen und Websites, Pressemeldung und Quartalsberichte. Dafür hat er seiner Software viel beigebracht: Grammatik und Vokabular von elf Sprachen, Regelwerke für Orthografie, Strukturen, Gestaltung und Bewertungen – und nicht zuletzt die für das jeweilige Medium gewünschte Tonalität. Alles, was die Software für ihre Arbeit braucht, sind ordentlich gepflegte, struktuiererte Datenquellen, dann geht der Rest quasi ganz von alleine. Herauskommen (erschreckend) angenehm lesbare Gebrauchstexte, die den menschlichen Elaboraten in nichts nachstehen. Im Gegenteil sogar dank ihrer konsequenten Sprachlogik besser aufnehmbar sind, da der Leser nicht über Grammatikfehler oder verquere Sprachbilder stolpert. Sport-, Finanz- und Promi-News, Produkttests, Programmankündigungen etc.pp.: Der Möglichkeiten gibt’s viele, in denen die Software dem Menschen das Schreiben abnehmen kann und laut Saim Alkan auch sehr bald abnehmen wird. Ein kleiner Trost: „Alles, was einzigartig ist und strategische Gedanken erfordert, kann die Maschine nicht“, erklärt Alkan – um im nächsten Atemzug zu berichten, dass er derzeit daran arbeitet, die Software auf Erotikromane zu trainieren.

Rein menschlich ging es hingegen im Vortrag von Dr. Vazrik Bazil zu. Der Präsident des Verbands der Redenschreiber deutscher Sprache (VRdS) sprach über „Das geschriebene und gesprochene Wort im Jahr 2015“ und seine Rolle insbesondere in der Unternehmenskultur. Bazils Credo: „Der Mensch muss sich mit mehr beschäftigen als mit Grammatik und Stil.“ Was zugegebenermaßen oftmals schwerfällt, ist Sprache als ein in jeder Lebenssituation und zu jeder Zeit zur Verfügung stehendes Medium dem Menschen doch etwas allzu Selbstverständliches. Doch da kommunikative Texte stets in Kontexte eingebettet seien, müssten diese auch immer mit berücksichtigt werden, machte der Philosoph deutlich:„Für Sprache gilt die alte Regel: Das Ganze ist mehr als die Summe aller seiner Teile.“ Unter anderem anhand des passivisches Formulierungsstils von Behördentexten, der direkten Ansprache der Hinweisschilder in den Möbelhäusern von Ikea und des Geschäftsberichts von Vorwerk zeigte Bazil anschaulich, wie sich der Corporate-Identity-Geist eines Unternehmens im Sprachgebrauch widerspiegelt. Spätestens dann war auch seinen Zuhörern klar, „da steckt weitaus mehr drin“!

Über die Verfasserin

Martina Hönekopp ist Senior Consultant bei Sympra und betreut u. a. Themen aus Wissenschaft, Automotive und Anlagenbau. Ende der 1990er-Jahre begann sie ihre berufliche Karriere bei Sympra, wechselte nach sechs Jahren auf Redaktionsseite (Staatsanzeiger, Schwäbischen Tagblatt). Seit 2012 wieder bei Sympra.