Online-PR: Web meets Reality

Dass Social Media und Social Networking unsere Kommunikation schon heute grundlegend verändern, dass Online-PR und im gleichen Zug persönliche Netzwerke immer wichtiger werden, daran glaubt, wie Studien belegen, längst ein großer Teil der Kommunikationsexperten in ganz Europa. Mir persönlich macht es Spaß, immer ein wenig weiter in die Zukunft zu denken, auch über Trends zu diskutieren, die sich erst langsam abzeichnen. Geobasierte und nähebasierte mobile Dienste sind für mich das Paradebeispiel solcher vor einigen Jahren kurz gehypten und seitdem völlig zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Technologien, die auch für Public Relations noch große Bedeutung entfalten werden.

Ich gehe von zwei wesentlichen Entwicklungen aus, die unseren Alltag und unsere Kommunikation verändern und bereichern werden:

1. Social Networking wird mobil

Schon heute existieren geobasierte soziale Netze wie brightkite oder nähebasierte wie aka-aki.

– Bei geobasierten Netzen fließt der aktuelle Aufenthaltsort, ermittelt via GPS oder Mobilfunkortung, in den Dienst und die Interaktion zwischen den Nutzern ein. Motto: Mein Social Network sagt mir “Sie sind in München? Ihr Ex-Kollege auch, wollen Sie ihn fragen, ob er Zeit für ein Mittagessen hat?”
– Bei nähebasierten Diensten spielt lediglich der Abstand zwischen zwei Nutzern eine Rolle, Motto: “Die Dame am Nebentisch verkauft ihr Mofa, Sie suchen doch ein Mofa.”

Sowohl nähebasierte als auch geobasierte Dienste scheitern bislang an der kritischen Masse interessierter Nutzer. Da dies zum einen aufgrund bislang fehlender Voraussetzungen (Hardware, Tarife) nicht verwundert und zum anderen Social Networking und Kontaktbörsen ergiebige und monetär vielversprechende Märkte sind, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich diese mobil nutzbaren Formen von Social Networks durchsetzen werden.

2. Social Media werden mobil

Das Hochladen von Fotos direkt vom Handy ins Web, die Zuordnung dieser Fotos zu bestimmten Orten dank GPS-Geotagging oder der Abruf des nächsten Restaurants samt Nutzer-Rezensionen sind erst der Anfang. Zudem werden Nutzer künftig immer häufiger bereits vom Handy aus ihre Meinung zu einer Dienstleistung, einem Unternehmen, einem öffentlichen Platz zum Ausdruck bringen können. Oder zu einem Menschen – bei aka-aki kann man anderen Mitgliedern, die man unterwegs trifft, einen „Sticker“, also einen Tag, zuweisen. Das Web 2.0 mit all seiner Dynamik wird geobasiert.

Fazit: Online-PR muss auch geobasierte Dienste berücksichtigen

Bestimmte reale Orte werden in Zukunft eine bestimmte digitale Reputation aufweisen, die man unterwegs sowohl abfragen kann („Gehe ich in dieses Restaurant hier?“) als auch beeinflussen darf („Mir hat’s hier nicht geschmeckt, und das soll ruhig jeder wissen.“) – Nutzer können bereits heute in sozialen Netzen wie beispielsweise brighkite öffentliche Notizen digital an jeden beliebigen Ort auf dem Globus heften. Bisher interessieren diese Notizen nur niemand.

Das wird sich ändern. In drei Jahren wird das Thema Mobile Social Media Relations in der Online-PR eine ernstzunehmende Bedeutung einnehmen. Um es mit Verlaub und Jean-Remy von Matt zu sagen: Die digitalen Klowände des Internet kann jetzt jeder nach Lust und Laune mitten auf die Friedrichstraße, Berlin, mitten in Ihre – ja, Ihre – Unternehmenszentrale oder irgendwo sonst mitten in die Landschaft stellen. Dahin eben, wo er gerade will. Ich find’ das toll und freue mich auf die kommunikative Herausforderung.

Weiterführende Links:

qype – eine Community mit geobasiert abrufbaren Rezensionen
aka-aki – ein nähebasiertes Social Network (Details dazu in meinem persönlichen Blog)
brightkite – ein geobasiertes Social Network

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Kommentare zu diesem Post

Björn Eichstädt

Erst jetzt über den Beitrag gestolpert. Und gleich mal eine Frage. Ich sehe die Entwicklung, ich nutze täglich all das via iPhone. Aber: Selbst bei den nähebasierten Diensten sehe ich in der Argumentation noch nicht die Implikationen auf die PR. Ich habe meine eigenen Ideen dazu, aber: in der Regel dienen doch gerade die Dienste als Filter für die lokale Information. Ist es hiermit nicht vor allem die Aufgabe der PR die geoinformation immer entsprechend auffindbar zu liefern (in diesen speziellen Fällen)?

Bernhard Jodeleit

Viele Aufgaben von Public Relations erhalten durch mobiles Internet und geosensitive Applikationen eine weitere Dimension. Welche Information Google zu einer Suchanfrage ausspuckt hängt ja schon heute immer mehr vom aktuellen Aufenthaltsort ab - Google selbst und weitere Dienste werden in der Zukunft noch stärker darauf setzen. Ich würde einem Kunden (schon heute) empfehlen, nicht nur die zielgruppengerechte Information zur richtigen Zeit zu liefern, sondern gleich auch die Frage nach dem "richtigen Ort" zu bedenken. Noch vor wenigen Jahren dachte man: Egal - durch das Internet ist jede Information "global". Einmal reingestellt und fertig. Das ändert sich. Der richtige Ort kann meines Erachtens sowohl auf einer reinen Metaebene stattfinden - ich versehe bestimmten Content im Bereich Social Media mit Geotags, damit er von mobilen Nutzern vor Ort oder von an einem bestimmten Ort interessierten Nutzern besser gefunden werden kann. Der Ort kann aber auch sehr konkret direkt einbezogen werden, etwa durch nähebasierte Aktionen oder Tags (RFID, Barcodes), die mobilen Geräten bestimmte Informationen direkt zugänglich machen. Aus all diesen Möglichkeiten ergibt sich, durchaus (aber nicht nur!) verbraucherfreundlich schon bald eine digitale Reputation von Orten. "Was? Der Italiener da drüben? Schau mal, was zehn andere Nutzer bereits geschrieben haben, da schmeckt's nicht."

Björn Eichstädt

Ja, einverstanden. Wobei es hier ja doch vor allem um den Kanal geht (vor Ort). Und die unmittelbare Auffindbarkeit der Information direkt vor dem Ort (in diesem letztgenannten Fall Restaurant). Aber: Das ändert die Information in den meisten Fällen nicht. Es ist sicherlich vor allem ein weiteres Argument dafür, dass digitale Information auf die Reputation zurückschlägt und, dass sie spezifisch auf den Ort zugeschnitten sein kann und sollte. Interessant in Bezug auf die mobile PR gestaltet sich für mich auch die Frage, ob aufgrund von neuer Usability Dinge geändert werden müssen. Ein Beispiel: Telefonnummern auf Websites oder in Mails kann ich häufig nicht direkt übers iPhone anwählen, weil niemand darauf geachtet hat, dass die Nummer "in einem durchgeschrieben" ist. Formatfragen also, die sicherlich für die PR (Ärger über Nichtanwählbarkeit) eine Rolle spielen.

Serie Social Networks: aka-aki | Lots of Ways GmbH | Blog | Social Media für PR und Marketing

[...] Wie angekündigt möchte ich in meinem persönlichen Blog im Rahmen einer kleinen Serie die Social Networks vorstellen, die ich selbst nutze und kennengelernt habe. Den Anfang macht aka-aki – ein 2007 an den Start gegangenes Netz, das nicht primär geobasiert ist wie beispielsweise Brightkite, sondern nähebasiert. Über geo- und nähebasierte Netze und Inhalte sowie deren Auswirkung auf die Medien- und Kommunikationsbranche habe ich heute auch bei Sympra gebloggt. [...]