Kultur: Die Seele des Geschäfts

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Lässt sich mit Kultur Geld verdienen? Diese Frage ist sicherlich für viele Städte von Bedeutung. Lange Zeit wurde Kultur jedoch als einer der typischen „weichen“ Standortfaktoren gehandelt, als „nice to have“ und willkommene Ergänzung zu den „harten“ Standortfaktoren wie etwa „Infrastruktur“ oder „Arbeitskräftepotenzial“. Nicht mehr und nicht weniger. Kultur war etwas, mit dem sich manch prosperierende Metropole gerne noch zusätzlich schmückte. Doch diese Einschätzung hat sich spätestens seit den 1990er Jahren deutlich gewandelt: Längst ist die zentrale Bedeutung von Kultur ins Bewusstsein vieler Städte gerückt, längst werben viele Städte und Regionen gerade mit Kultur für ihre besonderen Standortqualitäten. Aus dem weichen Standortfaktor wurde vielerorts ein harter Wirtschaftsfaktor. In der Partnerschaft aus Kultur und Wirtschaft wurden die Rollen neu verteilt.

Ein zweiter Blick in die Beziehung zwischen Kultur und Wirtschaft verrät jedoch schnell, dass diese neue Liaison recht kompliziert ist. Kunst, Musik und geistiges Leben wirken indirekter aber auch umfassender als angenommen. Und nicht jede Stadt braucht einen bahnbrechenden „Bilbao-Effekt“, wie ihn 1997 das neu erbaute Guggenheim-Museum in Spaniens Norden ausgelöst hat. Es geht durchaus auch etwas kleiner: Wichtig ist vielmehr ein individuell abgestimmtes Ineinandergreifen von Kultur und Wirtschaft, ein kreatives Miteinander, dessen Rahmenbedingungen geklärt sein wollen. Denn eines ist klar: Nur wenn beide Partner ihre neuen Rollen gut besetzen, können beide voneinander profitieren.

In finanziell schwierigen Zeiten ist dies bestimmt keine leichte Aufgabe. Sponsoren suchen heute noch gezielter und mitunter vorsichtiger nach neuen Partnern unter den Kulturschaffenden. Und wenn es um die öffentliche Kulturförderung geht, sind es vor allem kleine Einrichtungen, die durch das Raster fallen. Dabei könnten viele dieser Kultureinrichtungen Unterstützung dringend gebrauchen. Wer zu wenig oder gar keine öffentliche Förderung erhält, dem bleibt nur das offensive Werben um Privatsponsoren. Diese Art von Partnersuche gehört für den Großteil des Kultursektors zum Tagesgeschäft.

Trotz dieser mitunter sehr schwierigen finanziellen Ausgangsbedingungen für die Kulturschaffenden steckt in dem erhöhten Bewusstsein der Städte um die Bedeutung von Kultur auch eine große Chance. Und diese sollte aus meiner Sicht auch in wirtschaftlich turbulenten Zeiten nicht unterschätzt werden. Besonders hier gilt es, langfristig zu planen. Eine gute Partnerschaft aus Kultur und Wirtschaft muss nachhaltig und dauerhaft sein – ein schnelles „Strohfeuer“ ist sicher nicht gefragt. Deshalb wäre eine vorschnelle radikale Kürzung der Kulturetats, die viele Partnerschaften beenden würde, für jede Stadt ein denkbar schlechtes Signal. Diese Art von Kurzsichtigkeit könnte das Image einer Stadt ernsthaft beschädigen und schließlich auch dazu führen, dass qualifizierte Fachkräfte ausbleiben. Denn Kultur hat nicht zuletzt auch etwas mit der Lebensqualität einer Stadt zu tun.

Einen Königsweg für das Thema Kultursponsoring gibt es sicher nicht, doch gerade große Kulturinstitutionen wie auch die Staatsoper in Stuttgart schätzen die Mischung aus öffentlichen und privaten Fördermitteln. Und hier ist viel Engagement gefordert, um am Ende genügend Mittel zur Verfügung zu haben. Diese “aktive” Partnersuche lässt sich durchaus verallgemeinern:  Ob öffentlich oder privat, beim Sponsoring besteht akuter Handlungsbedarf – das spüren alle, die im Kultursektor arbeiten.

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