Kleine mexikanische Medienschau

Den Jahreswechsel verbrachte ich in Tapachula, einer Stadt in Südmexiko an der Grenze zu Guatemala. Wie ich an dieser Stelle bereits berichtet habe, laufen hier sehr viele Informationen per Mundpropaganda, bei Jugendlichen verstärkt auch über das Web. Dennoch haben Zeitungen einen hohen Stellenwert, wenn es um politische Nachrichten, aber auch um gesellschaftliche News geht. Schauen wir uns doch eine der Tageszeitungen aus Tapachula etwas genauer an: El Orbe (auf Deutsch: „Der Erdkreis“). Hier sind meines Erachtens besonders die Rubriken „Sociales“ („Gesellschaftliches“) und „Paginas Rojas“ („Rote Seiten“ – weil hier besonders viel Blut fließt) interessant.

portada5Bei Sociales kommt zum Beispiel eine einseitige Farbreportage über den 24. Geburtstag von Marcelo Parizot, einem Sohn aus gutem Hause. An selber Stelle erscheinen aber auch reich bebilderte Beiträge über Klassentreffen, Kaffeekränzchen oder Junggesellenabschiede. Selbst über meinen Besuch in Tapachula wurde hier schon in einem Beitrag berichtet – und die Stadt hat immerhin rund 280.000 Einwohner!

Gewöhnungsbedürftig sind die Beiträge und die Bilder auf den Paginas Rojas. Opfer von portada32Unfällen oder Schlägereien werden mit Farbfoto abgebildet, ihre Verletzungen ausführlich beschrieben. Mutmaßliche Täter sind abgelichtet, wie sie gerade von der Polizei abgeführt oder verhört werden; der Leser erfährt alles Wissenswerte über ihre Herkunft ihre Familie, ihre Arbeit. Datenschutz greift hier kaum.

 Gewalt ist auch omnipräsent, wenn ich den Fernseher einschalte. Auf mindestens fünf der 40 Kanäle kommt garantiert ein Krimi mit brutalen Szenen, Mord und Totschlag. Die Aktivitäten der Drogenmafia sorgen regelmäßig für spektakuläre Bilder in den Nachrichten. Aber auch Themen aus dem weit entfernten Deutschland finden statt. So wurde ausführlich über den Freitod des Unternehmers Adolf Merckle und über die Kältewelle in Süddeutschland berichtet. Die Bundesliga wird am Wochenende live übertragen (daher kam ich auch schon in den Genuss eines VfB-Spiels), über News aus den Vereinen aus Deutschland, Spanien und England wird täglich berichtet.

Bei Blick in den Zeitschriftenkiosk fällt auf, dass einige Magazine aus deutschen Verlagen stammen. So gibt es zum Beispiel eine mexikanische Ausgabe der Autobild oder auto plus von der Stuttgarter Motor-Presse.

Im Onlinebereich dominieren Sites wie MSN von Microsoft und Yahoo. Der Sohn meiner Schwägerin dürfte jedoch zu den aktivsten Facebook-Nutzern überhaupt gehören – wenn ich mich einlogge: Er ist online.

Über den Verfasser

Veit Mathauer ist einer der beiden Geschäftsführer von Sympra. Wirtschaftswissenschaftler, Journalist, PR-Mensch, Boardmitglied im internationalen Public Relations Network (PRN) und Blogger. Ansonsten auch in den einschlägigen sozialen Netzwerken zu finden.

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