Demokratie im Fotojournalismus: die Plattform emphas.is

Projekt “Crossroads: The Mongolian Choice”, Fotograf: O. Labban-Mattei

Vor kurzem haben wir im Sympra-Blog über das Thema „Crowdfunding“ berichtet, einer neuen Form der Projektfinanzierung im Internet. Die Plattform emphas.is widmet sich ganz dem Fotojournalismus. Die Krise der Zeitungsbranche in den letzten Jahren zwingt viele Redaktionen, Etats für exklusives Fotomaterial zu streichen. Die Gründer von emphas.is riefen daher eine Plattform ins Leben, die es Fotojournalisten ermöglicht, ihre Projekte mithilfe des Kleingelds der Vielen umzusetzen.

Gründer der Plattform, Karim Ben Khalifa, war selbst viele Jahre lang als Kriegsfotograf in weiten Teilen der Welt unterwegs und weiß um die Bedeutung aktuellen Bildmaterials: „Oftmals müssen Journalisten aus Kostengründen auf exklusives Bildmaterial verzichten und greifen auf vorhandenes, bereits veröffentlichtes Fotomaterial zurück. Das lässt die Medienlandschaft einheitlich erscheinen und über viele Themen wird gar nicht erst berichtet“, erklärt der Tunesier, der gemeinsam mit der freien Bild-Redakteurin Tina Ahrens und dem Open-Innovation-Evangelist Fanuel Dewever emphas.is im Jahr 2010 gründete.

Die dazugehörige Website ist dabei mehr als eine reine Crowdfunding-Plattform. Sie ist Ausdruck dessen, welche Themen und Projekte die Öffentlichkeit sehen will. Bilder bewegen die Menschen und das Motto bei emphas.is lautet „Be part of the story“: Das Agenda-Setting betreibt jeder einzelne Geldgeber, der sich dafür entscheidet, eines oder mehrere Fotoprojekte finanziell zu unterstützen. Im Gegenzug erhalten die Unterstützer abhängig von ihrem Beitrag Zugang zum Making-off des Projekts, sei es in Form von regelmäßigen Updates, Fotos bis hin zur Begleitung der Reise. So wurden in den letzten zwölf Monaten knapp 250.000 Euro für Fotoprojekte gesammelt, was in diesem Bereich eine enorme Summe ist. Die Zahlen von Ikosom (Institut für Kommunikation in sozialen Medien) untermauern dies: In einer Crowdfunding-Studie aus dem Jahr 2010 / 2011 berechneten die Mitarbeiter von Ikosom eine Summe von 208.000 Euro – für fünf deutsche Crowdfunding-Plattformen aus unterschiedlichen Themenbereiche zusammen! Auch was letztlich realisierte Projekte angeht, liegt emphas.is mit einer Erfolgsrate von 60 Prozent über dem Durchschnitt. Die Studie soll im Jahr 2012 wiederholt werden, man darf also auf neue Zahlen gespannt sein.

Bevor es ein Projekt auf die Plattform emphas.is schafft, bewertet eine Expertengruppe das Vorhaben und die anvisierte Geldsumme. „Wenn Konzepte mangels Budgetdeckung nicht umgesetzt werden können, ist das natürlich schade, aber eine Entscheidung der Vielen. Das ist das Besondere am Crowdfunding-Konzept“, beschreibt Tina Ahrens, Mitgründerin und COO, den demokratischen Ansatz von emphas.is. In solch einem Fall fließen alle Beiträge direkt an die Geldgeber zurück.

Sympra und andere PRN-Mitgliedsagenturen unterstützen emphas.is.

Update, Oktober 2013: Leider ist emphas.is insolvent.

Jasmin Sieverding ist seit Mai 2012 bei Sympra und als Senior Consultant tätig. Leidenschaftlich beschäftigt sie sich mit Fragen der Digitalisierung, IoT, Industrie 4.0.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert