Was Absolventen wissen sollten

Veit_Mathauer_HHN

Am 12. April 2014 fand in Flein die Graduiertenfeier der Fakultät Wirtschaft und Verkehr der Hochschule Heilbronn statt. Als Fachbeirat des Studiengangs Wirtschaftsinformatik und als Berufstätiger mit einigen Jahren Erfahrung durfte ich Worte an die Absolventen richten und Ihnen ein paar Lebensweisheiten auf den Weg geben.

Liebe Absolventinnen und Absolventen!

Sie stehen heute im Mittelpunkt, Sie haben heute allen Grund zum Feiern. Sie haben es geschafft: Sie haben Ihr Studium erfolgreich beendet. Herzlichen Glückwunsch!

(… ) Keine zwei Karrieren werden exakt parallel verlaufen. Daher kann ich Ihnen leider auch keine Patentrezepte zum Erfolg verraten. Dennoch gibt es ein paar Dinge, die Sie beachten sollten. Dinge, die mir in den vergangenen 25 Berufsjahren immer wieder aufgefallen sind

1. Vernetzen Sie sich!

Networking ist in aller Munde. Oft reduziert auf Social Networking, oft verwechselt mit „Vitamin B“. Networking steht aber für mehr: für das Halten von Kontakten, von Freundschaften, von losen Bekanntschaften. Bleiben Sie in Kontakt mit Ihren Kommilitonen, mit Ihren Professoren, mit Ihren WG-Bewohnern. Sie werden ihren Rat brauchen. Sie brauchen jemanden, der Ihnen etwas über das Arbeitsklima bei einem potenziellen Arbeitgeber berichten kann. Jemanden, der Ihnen etwas abkauft, etwas vermittelt. In meiner Agentur arbeiteten und arbeiten Kommilitonen von mir, wir unterstützen die Unternehmen einer ehemaligen Kollegin aus der Werbeagentur, eines Kommilitonen meines MBA-Studiums, die Hochschule, an der ich das MBA-Studium absolviert habe. Wir arbeiten für die Beratungsfirma eines Freundes. Und für einige seiner Mandanten. Alles keine „aus Geschäftsinteresse strategisch aufgebauten“ Freundschaften, sondern vertrauensvolle Beziehungen, aus denen sich mehr entwickelt hat. Also: Stay connected!

2. Bleiben Sie neugierig!

Das Studium hier in Heilbronn ist eine gute Grundlage für Ihren beruflichen Lebensweg. Aber glauben Sie bitte nicht, dass Sie alles wissen, was Sie für Ihren Job künftig brauchen. Im Gegenteil: Fast alles wird neu sein! Sie starten als Newbie, ganz unten. Alle anderen kennen sich aus – Sie nicht. Theoretische Ansätze helfen Ihnen in der Praxis selten weiter. Aber das ist okay so. Ihr künftiger Arbeitgeber wird viel von Ihnen verlangen, aber er wird auch Verständnis dafür haben, dass Sie zunächst einmal lernen und sich einarbeiten müssen. Er wird Ihnen Zeit und Freiraum dafür geben. Nutzen Sie beides! Lernen Sie, hören Sie zu, probieren Sie aus. Überstürzen Sie nichts. Ehrgeiz ist gut und wichtig, aber Sie haben Zeit. Blitzkarrieren kommen vor, viele enden früh.

3. Planen Sie. Aber nicht zu viel!

Bestimmt sind einige unter Ihnen, die schon vor dem Abitur genau wussten, was sie später einmal arbeiten möchten, und genau deshalb haben Sie einen der Studiengänge in Heilbronn gewählt. Ich vermute aber: Es ist die Minderheit. Sie haben in den vergangenen Jahren viele mögliche Tätigkeitsfelder in der Wirtschaft kennengelernt. Erst zum Ende hin haben Sie sich für eine Spezialisierung entschieden. Wo Sie nun Ihre erste Stelle antreten, ist zum großen Teil Zufall. Zufällig war bei einem Unternehmen gerade eine Stelle frei. Zufällig in einer bestimmten Abteilung. Und doch wird gerade dieser Einstieg Ihren Berufsweg ganz entscheidend prägen, ja ihn gewissermaßen vorbestimmen. Vieles können Sie planen, das meiste kommt anders. Oft viel besser. Schauen sie sich um und erkennen Sie die Chancen, die sich für Sie ergeben. Und nutzen Sie sie! Aber ärgern Sie sich nicht, wenn Sie eine verpasst haben: Die nächste Gelegenheit kommt bald.

4. Take it easy!

Beruf und Karriere sind wichtig. Mit Ihrem Job verdienen Sie Geld, können sich etwas leisten, eine Familie unterhalten, Erfüllung finden. Ihr Beruf wird Sie fordern, Sie werden viel arbeiten müssen, auf manches verzichten. Als Unternehmer sage ich da: Gut so! Aber achten Sie darauf, dass Sie Ihr Job nicht auffrisst! Ein Gegengewicht ist der Ausgleich außerhalb des beruflichen Umfelds, beim Sport, mit Freunden, in der Familie. Life-Work-Balance findet aber auch statt, wenn der Job richtig Spaß macht. Je mehr Sie in Ihrer Profession aufgehen können, je mehr Spaß und Freude Sie daran haben, desto weniger wird Sie Ihre Arbeit belasten. Es ist ja längst bekannt, dass vor allem Menschen krank werden, denen ihr Beruf keinen Spaß mehr macht. Suchen Sie also einen Arbeitgeber, der Ihnen Raum für Gestaltung gibt. Suchen Sie einen Arbeitgeber, zu dem Sie jeden Morgen gerne gehen. (Oder machen Sie es wie ich: Machen Sie sich selbstständig; dann ist zumindest kein Chef da, der Sie schon am Morgen nervt.)

Diese vier Punkte sind mir eingefallen, als ich meinen beruflichen Werdegang Revue passieren habe lassen.

Natürlich gibt es noch sehr viel, was Sie in den Beruf mitnehmen müssen. Ihre Professoren, Ihre Eltern und Freunde haben bestimmt auch jede Menge guter Tipps für Sie. Sie werden viele Erfahrungen selber sammeln. Aber denken Sie auch immer wieder an uns, an die Erfahrenen, die Besserwisser, die Altklugen, die Weisen.

Ich wünsche Ihnen für Ihren weiteren Lebensweg alles Gute, Fortune und vor allem Freude! Machen Sie’s gut und bleiben Sie der Hochschule Heilbronn gewogen. Ich freue mich darauf, einige von Ihnen irgendwann wiederzusehen – als Mitarbeiter, als Kunde, als Partner oder einfach nur als Alumnus der Hochschule.

Vielen Dank!

Absolventen_HHNFotos: Philipp Rau

Über den Verfasser

Veit Mathauer ist einer der beiden Geschäftsführer von Sympra. Wirtschaftswissenschaftler, Journalist, PR-Mensch, Boardmitglied im internationalen Public Relations Network (PRN) und Blogger. Ansonsten auch in den einschlägigen sozialen Netzwerken zu finden.

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Kleine Ergänzung aus der BILD: http://www.bild.de/regional/stuttgart/stuttgart/miss-germany-bachelor-35834930.bild.html