Sozialunternehmer, Organisationsentwicklungsexperten und ich

Vor zwei Wochen fand der epWorkshop der Siemens Stiftung zum Thema „Organizational Development“ in Amsterdam statt und ich durfte das Team des empowering people. Networks für vier Tage begleiten. Wenn ich etwas in dieser Zeit gelernt habe, dann dass gemeinsame Leidenschaften mehr wiegen als kulturelle und sprachliche Differenzen, Rollen nicht mehr nur im Theater vergeben werden und Tai Chi und Business mehr gemeinsam haben, als man zunächst annimmt.

Der erste Abend

Die Teilnehmer hatten bereits ihren ersten Workshoptag hinter sich, als ich das erste Mal auf sie traf. Gerade hatte ich mir an der Hotelbar etwas bestellt, als recht unerwartet um die 50 Menschen in die Hotellobby stürmten und sich an der Bar und auf den Sofas verteilten. Mittendrin einige bekannte Gesichter des empowering people. Network Teams. Das musste also meine Gruppe sein. Die Nervosität, die sich bei mir immer anbahnt, wenn ich alleine zu einer bereits bestehenden Gruppe stoße, verflog schnell. Denn die Teilnehmer haben mich direkt in die laufenden Gespräche rund um ihre Lösungen und Herausforderungen sowie über Besonderheiten und Eigenheiten in ihren Herkunftsländern integriert. Gerade was Letzteres angeht, hat man als Deutsche*r in einer internationalen Gruppe eigentlich immer ein paar Lacher sicher. Und so endete der erste Abend gut gelaunt und voller Vorfreude auf die kommenden Tage.

Viele, viele bunte Farben

Die Workshop-Sessions gestalteten sich sehr interaktiv. Anstatt mit PowerPoint-Folien und weißen Worksheets wurde mit Plakaten und Post-its jeder Größe und Farbe gearbeitet, was dem Ganzen eine schöpferische und kreative Note verlieh. Aber nicht nur auf den Plakaten, sondern auch in den Köpfen der Teilnehmer wurde es bunt. Gleich zu Beginn setzten sie sich mit der Farbtypologie von Frederic Laloux auseinander und stuften so die Entwicklungsstufen ihrer Organisationen ein. Von Grün zu Orange, von Orange zu Türkis – so plastisch die Farben auch waren, sie halfen sehr, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und brachten frischen Wind in die ernsten Themen.

Sowohl in Einzelarbeit als auch in Teams befassten sich die Teilnehmer folgend mit ihren Strukturen, Führungsmodellen und Entwicklungschancen und unterstützten sich gegenseitig bei der Ausarbeitung und Visualisierung ihrer Ideen. Im Grunde waren sie ständig im Austausch und in Bewegung, wodurch es auch für mich als Außenstehende nie langweilig wurde. Im Gegenteil: ich saugte die Meinungen, Ansätze und Ideen auf wie ein Schwamm und kam mit Tippen fast nicht hinterher. Wer mehr über die Workshop-Inhalte erfahren möchte, findet auf dem empowering people. Blog bereits einen weiteren Beitrag von mir.

Love the floor

Ein wichtiges Learning des Workshops war, nicht mehr in Mitarbeiterfunktionen, sondern in Rollen zu denken, um möglichst agil und effizient arbeiten zu können. Das heißt, dass es ganz klare Abgrenzungen zwischen Verantwortungsbereichen gibt, Mitarbeiter nur in den Bereichen arbeiten, die ihnen am meisten liegen und in diesen auch Entscheidungsträger sind. Im Grunde ist es wie im Tai Chi: „Ihr müsst mit dem Flow gehen. Lasst euch nicht ausbremsen und vertraut auf eure Intension. Verliert dabei aber nie die Verbindung zum Boden, sondern lernt sie lieben“, lehrte uns Pim van den Broek in einer Workshop-Pause. Und so standen wir, knapp 50 Menschen aus aller Welt, mitten in Amsterdam und versuchten an unserer Beziehung zum Boden zu arbeiten, bevor wir uns wieder mit den Beziehungen innerhalb unserer Organisationen beschäftigten.

Ich packe meinen Koffer und nehme mit…

Erlebnisse wie diese brachten uns innerhalb kürzester Zeit näher zusammen, und am vierten Tag war ich fast traurig, nicht noch ein paar Tage mehr zu haben, um die Teilnehmer des Workshops besser kennenzulernen und etwas mehr von ihrer Lebenseinstellung mitzunehmen. Denn was man nicht vergessen darf: Alle Teilnehmer haben sich dem Ziel verschrieben, Menschen in Entwicklungsregionen zu helfen, die sich (noch) nicht selbst helfen können, und versuchen somit die Welt ein kleines bisschen besser zu machen. Sie reden nicht nur darüber, sondern sind mutig genug, um zu handeln, und stecken ihre gesamte Kraft und Energie in die Entwicklung ihrer Organisationen und Lösungen. Jeder von ihnen war wissbegierig, neugierig und bereit, die gestellten Aufgaben als Chance zu sehen, etwas Neues über sich und die eigene Organisation zu lernen – ob im Workshop oder beim Tai Chi. Diese positive, enthusiastische Einstellung hat mich begeistert und wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben.

Bianca Finkel mit Master in Kommunikationswissenschaft war zunächst Praktikantin, dann Werkstudentin bei Sympra. Seit Juni 2017 ist sie Trainee. Ihre Ausbildung startete sie mit einem Praxiseinsatz bei einem Kaffeeproduzenten in Peru, den sie bei der Öffentlichkeitsarbeit unterstützte.

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Kommentare zu diesem Post

sabine baumeister

sehr schoene eindruecke!

Silvana B

Hermoso relato de una experiencia maravillosa!