Lassen Sie bloß die Hände am Lenkrad!

adult-1866883_1920Die Bundesregierung hat laut AutoBild einen Gesetzesentwurf eingereicht, der das Führen autonomer Fahrzeuge regelt. Tenor ist dabei, dass der Fahrzeughalter grundsätzlich für alle Schäden haftbar gemacht wird. Nur im Ausnahmefall könnten sich Versicherung und Hersteller auf andere Regelungen einigen. Absurd! So müssten Fahrer laut Gesetz jederzeit die Kontrolle über das Fahrzeug übernehmen, wenn die Steuerungseinheit gegen Verkehrsregeln verstößt, es die Lage erfordert und und und. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen ist empört. „Da kann man ja auch gleich selbst fahren“, heißt es in einer Stellungnahme zur Pressemeldung.

Sollte der Gesetzesentwurf in dieser Fassung tatsächlich verabschiedet werden, stelle ich mir die Frage: Welchen Nutzen hat dann ein selbstständig fahrendes Auto? Das Tolle am autonomen Fahren ist doch, dass ich eben nicht kontrollieren muss. Die vielen Vorteile, wie beispielsweise die Zeit für andere Dinge nutzen zu können, wären mit diesem Gesetz passé. Und schon gar nicht kann ich nachts von einer Party mit meinem eigenen Auto nach Hause fahren, weil es mich selbstständig transportiert.

Die Folgen könnten fatal sein. Zum einen verspielt die Regierung damit die Möglichkeit, einen wichtigen Impuls zu geben, um diese Technologie zu etablieren. Denn sie wird teurer sein als ein Fahrzeug ohne Autopilot. Dem könnte eine ganze Kausalkette folgen. Kein Nutzen, keine Käufer, kein Absatz. Darüber hinaus erschwert der Entwurf neue ökologischere und ökonomischere Mobilitätskonzepte. So schon geschehen bei dem Verbot vieler Elektrofahrzeuge als Taxi. Hofften viele Ideenschmieden auf die Möglichkeit, sich selbst steuernde Autokolonnen durch Städte und über Autobahnen zu jagen, um reinen Individualverkehr zu verringern, und damit die Dichte der Autos auf deutschen Straßen. Ist diese Idee nun wohl eher Geschichte?

Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Gesetzesentwurf ein Geschenk an die Automobilhersteller sein sollte. Noch unsicherer bin ich mir aber, dass es tatsächlich eines ist. Eher gehe ich davon aus, dass man mit dieser Regel den Herstellern einen Bärendienst erweist. Denn warum soll ich nicht mehr selbst fahren wollen – was auch Spaß machen kann – wenn ich eigentlich selbst fahren muss? Denn wenn ich jederzeit die Hände als Lenkrad nehmen muss, um das Auto zu kontrollieren, kann ich sie auch gleich dort lassen. Noch kann nachgebessert werden. Ich hoffe, das passiert. Denn entweder möchte ich selbst fahren oder eben gefahren werden. Dann aber bitte hafte ich auch nicht. Die aktuelle Regelung erscheint als Zwitter – und das ist für mich doch eher enttäuschend. Sinnvolle zukunftsweisende Regulierung sieht für mich anders aus.

Tim S. Schmidt ist seit über zehn Jahren im Bereich Kommunikation tätig, darunter als Redakteur für Printmedien und Privatfunk, Online und Social Media, Pressesprecher und PR-Berater. Bei Sympra ist er seit August als Senior Consultant in den Bereichen IT und Automotive eingesetzt.

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