Ethik und PR – wie passt das zusammen?

DPRG Veranstaltung, Haus der Wirtschaft, Stuttgart

Zugegeben, das Thema Public Relations verbinden die meisten wohl nicht zuallererst mit ethischen Fragestellungen. Vielleicht passen Begriffe wie Ethik, Moral und Gewissen auch nicht ins immer noch weitverbreitete Bild, das ein Großteil der Gesellschaft von der PR-Welt hat. Schönreden, irreführen oder manipulieren wohl schon eher. Muss das Berufsfeld also strengeren Regeln unterworfen werden? Und: Was kann Ethik in der PR überhaupt leisten? Auf einer Veranstaltung der DPRG-Landesgruppe Baden-Württemberg zum Thema meint der Vorsitzende des Deutschen Rats für Public Relations (DRPR) Prof. Dr. Günter Bentele: „Kommunikationsregeln müssen vor allem offen kommuniziert werden“.

Schon der deutsche Carl Hundhausen legte in seinem Werk „Werbung um öffentliches Vertrauen“ 1951 erste Prinzipien zur PR-Ethik vor. Spätestens der Athener Kodex für Public Relations (1965) und der Code de Lisbonne (1978) schafften auch in der PR ethische Grundsätze, die schließlich im Kommunikationskodex des Deutschen Rats für Public Relations (2012) in moderner Form Eingang fanden. Letzterer enthält sechs Grundpfeiler zu den zentralen Normen und Zielwerten, auf die sich Public Relations und Kommunikationsfachleute berufen: Transparenz, Integrität, Fairness, Wahrhaftigkeit, Loyalität und Professionalität.

Gerade das Aufkommen von Social Media, aber auch verstärkte Compliance-Anstrengungen der Unternehmen sowie die Internationalisierung zwingen PR-Verantwortliche zunehmend zu neuer Verantwortung in Bezug auf Ethik und moralische Fragen. Zwar belegen Studien, dass mittlerweile viele Unternehmen auf schriftlich formulierte Kommunikationsregeln in ihrer Arbeit zurückgreifen, doch bleiben diese Richtlinien zumeist intern und werden nicht offen nach außen kommuniziert. „Dabei bieten gerade ethische Leitplanken eine wichtige Legitimationsfunktion für das Handeln gegenüber Stakeholdern und Öffentlichkeit und können helfen, das Berufsfeld PR weiter zu professionalisieren“, ist sich Bentele sicher.

Aber was bringen all diese Prinzipien, wenn es bisher keinerlei Sanktionsmöglichkeiten gibt und dem DRPR einzig das Mittel der Rüge zur Verfügung steht? Vor allem eines: ein Leitsystem, auf das man sich in Konfliktsituationen berufen kann. Sei es zur Ablehnung eines zweifelhaften oder unmoralischen Arbeitsauftrags oder als generelle Orientierungshilfe, ohne dabei gleich ein dickes Gesetzbuch zur Hand nehmen zu müssen.

Überzeugt waren davon auf der Veranstaltung indes nicht alle, und so wird der DRPR häufig als „zahnloser Tiger“ betitelt. Braucht die PR-Branche also doch die scharfen Zähne des Gesetzes? Dagegen spricht, dass zunehmende Verrechtlichung immer auch Einschränkung bedeutet und letztlich einer Kapitulation von Selbstreflexion und Einsichtsfähigkeit gleichkommt. Wenn nur noch gilt, was gesetzlich geregelt ist, so wird dem menschlichen Gewissen die Funktionsfähigkeit abgesprochen. Klar ist jedoch, dass ethische Richtlinien nur sinnvoll sind, solange sie von den Verantwortlichen in der täglichen Praxis auch berücksichtigt werden. PR-Schaffende haben es damit selbst in der Hand, zur ethisch-moralischen Legitimation des Berufsfelds beizutragen. Vielleicht findet zukünftig so auch die Ethik ihren selbstbewussten Platz in den Public Relations.

Die Veranstaltung wurde organisiert von Sympra-Geschäftsführer Veit Mathauer, der Mitglied im Vorstand der DPRG-Landesgruppe Baden-Württemberg und Mitglied im Deutschen Rat für Public Relations ist.

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