Arbeitsplatz 2.0 – Update fehlgeschlagen

Wir arbeiten per OpenOffice gemeinsam an Dokumenten, planen Geburtstagsgeschenke in unseren individuellen WhatsApp-Gruppen, und die Bilder der letzten Party geben wir per Dropbox blitzschnell an alle Gäste weiter. Und das Beste: Wir tun es von überall aus! Leider ist von dieser digitalen Vernetzung im Berufsleben nicht viel zu spüren. Im Gegenteil: In den meisten Fällen versprühen Konzern- und Agenturbüros noch immer den Charme der Jahrtausendwende.

Arbeitsplatz_der_Zukunft

Ich bin Studentin und habe die letzten fünf Jahre durch Praktika und Werkstudentenjobs hinter die Kulissen von vielen Unternehmen schauen dürfen. Digitale Kollaboration? Fehlanzeige. Dazu eine kleine Anekdote: Voller Erwartungen an perfektionierte Arbeitsabläufe begann ich letztes Jahr ein Praktikum bei einem renommierten, international aufgestellten Konzern. Einst hatte ich die unliebsame Aufgabe Vorträge zu transkribieren. Doch niemand wusste, wie ich an die Videos der Vorträge komme. Also quälte ich mich durch eine Kurzwahlliste, um nach unzähligen erfolglosen Telefonaten endlich den richtigen Ansprechpartner am (Kabel-)Telefonhörer zu haben. Zwei Tage später bekam ich dann per Hauspost eine CD (!) mit den benötigten drei Dateien. Spätestens zu diesem Zeitpunkt akzeptierte ich, dass digitale Vernetzung in deutschen Büros ein Phantomdasein führt.

Dabei könnte es doch so einfach sein!

Es gibt zahlreiche Softwareanbieter, die sich auf interne und externe Unternehmenskommunikation spezialisiert haben. In den meisten Unternehmen, die ich monateweise unterstützt habe, stehen den Mitarbeitern auch solche Programme zur Verfügung, nur nutzt sie fast niemand. In besagtem Konzern versuchte zumindest noch ein motivierter Mitarbeiter der Abteilung vergeblich das Langzeitprojekt namens Wiki voranzutreiben. Wer braucht auch schon Kollaborationsplattformen, wenn es doch die gute alte E-Mail gibt?! Und so sitzt man täglich vor seinem vollen Posteingang und versucht sich einen Weg durch den persönlichen E-Mail-Dschungel zu bahnen, ohne dabei die Nerven zu verlieren. Wer dabei zwischen Rundmails, Fragen der Kollegen und Arbeitsaufträgen noch die E-Mails des Kunden findet, gewinnt!

Bei der Veranstaltung der bwcon SIG „Future Business“ bringt es Dr. Josephine Hofmann, Leiterin des Competence Centers Business Performance Management beim Fraunhofer IAO, auf den Punkt: „An sich ist nicht die Technik das Problem – Organisation und Kulturwandel sind die ausschlaggebenden Faktoren bei der erfolgreichen Etablierung einer digitalen, vernetzten Arbeitswelt.“ Dabei seien Verhaltensentwicklung und Mitarbeitereinbindung das A und O. Man müsse zunächst die Medienkompetenz der Mitarbeiter stärken und herausfinden, welche Form der Digitalisierung wirklich zum Unternehmen passt. Anschließend sei ein langer Atem gefragt, denn ein derartiger Kulturwandel sei ein strategisches, zeitintensives Projekt. Daher sei es oft sinnvoll, diesen Prozess unter externer Anleitung zu durchlaufen. Ich persönlich halte die unternehmensweite Einführung von Skype for Business schon einmal für einen guten Anfang, aber man will ja nicht zu viel verlangen.

Wenn Sie andere Erfahrungen gemacht haben und sie mit mir teilen möchten, schicken Sie mir daher am besten einfach eine E-Mail ;).

Zum Auftakt der neuen Veranstaltungsreihe der Special Interest Group (SIG) „Future Business“ der Wirtschaftsinitiative Baden-Württemberg Connected (bwcon) referierte am 14. Juli 2016 unter anderem Dr. Josephine Hofmann über die Bedeutung von digitaler Transformation für Unternehmen und Organisationen. Im Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe stehen insbesondere die Gestaltung von Geschäftsprozessen, damit sich Unternehmen und Institutionen auf verändernde Business- und Servicemodelle, auf neue Märkte und Kunden, die Kreation innovativer Produkte sowie auf die Ansprüche junger Mitarbeiter einstellen können. Ebenso die Beantwortung von Fragen bzgl. der Einbindung von Social Media, der Einführung eines systematischen Ideenmanagements oder der Arbeitsplatzgestaltung. Sympra-Geschäftsführer Veit Mathauer ist Mitglied im Board der SIG und organisierte den Abend mit. Die nächste Veranstaltung findet am 12. Oktober 2016 statt; dann geht es um die Herstellung von Publikationen: Hat das gedruckte Magazin noch eine Zukunft?

Über den Verfasser

Veit Mathauer ist einer der beiden Geschäftsführer von Sympra. Wirtschaftswissenschaftler, Journalist, PR-Mensch, Boardmitglied im internationalen Public Relations Network (PRN) und Blogger. Ansonsten auch in den einschlägigen sozialen Netzwerken zu finden.

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